Zwischenruf 8 – first time

Neben der Segelei gibt es in meinem Leben – man staune – tatsächlich noch andere Interessen. Meine Englisch-Freunde zum Beispiel. Was vor vielen Jahren als Wiederbelebungsversuch meines Schulenglisch begann, ist heute ein Freundeskreis geworden, der sich allwöchentlich trifft und dank des kreativen Geschicks unserer unterrichtsleitenden ‚First Study Buddy‘ viel Spaß miteinander hat. Vergangene Woche allerdings bin ich etwas nachdenklich nach Hause gefahren. Und nicht nur ich. Ein Frage stand pötzlich im Raum, die uns alle verblüffte:

When was the last time you did something for the first time?

Peng … Eine simple Frage, sprachlich sowieso, ein bisschen auch wie aus dem Abreißkalender, aber jeder schaute – naja – ein wenig dumm aus der Wäsche und man sah es in allen Gesichtern grübeln. Wann war das noch gleich … ? Und WAS war da noch gleich … ?

Ohne die Erfahrungen und Erlebnisse der letzten anderthalb Jahre hätte ich mich mit gleichem Gesichtsausdruck bei den Grübelnden eingereiht. Aber solcherart völlig unvermutet angeschoben liefen 18 Monate als high speed film (ich muss jetzt mal ein bisschen bei den Anglizismen bleiben) vor meinem geistigen Auge ab. Vom alles auslösenden Chartertörn mit Sigrid bis zur Taufe und Jungfernfahrt und dem sehr schnellen Ende der Saison. Ein einziges erstes Mal. Okay, ich hatte meine Antwort. Zunächst. Vordergründig.

Welch eine Frage! Schlicht aber wirkungsvoll. Konfrontativ und provokant. Gibt es in unseren Leben noch erste Male? Oder gibt es nur noch gewohnte Alltäglichkeiten? Leitplanken, die den Weg vorgeben, vielleicht selbst, vielleicht fremd erbaut, aber schwer zu überwinden. Oder sehen wir sie sicherheitshalber nur nicht, die Lücken und Abfahrtmöglichkeiten? Und ist das überhaupt sooo schlimm?

Warum begegnet mir diese Frage ausgerechnet jetzt, nämlich in einer Lebensphase, in der Sigrid und ich uns wieder auf ein Leben zu zweit einrichten, in der wir beginnen über unseren Ruhestand nachzudenken (und die zielsicher bewirkt, dass mir exakt dieser Begriff – Ruhestand – jetzt wenig angemessen erscheint)? Ich nehme mir vor, die Antworten auch, aber nicht nur, beim Segeln zu suchen.

Noch nachdenklicher, besser: bedröppelter werde ich, wenn ich diese Frage weiter denke. Was sich im Ergebnis schon durch die Veränderung der grammatikalischen Form prägnant auf den Punkt bringen lässt:

When will be the first time I’ll do something for the last time?

Junge Junge … Ich hör lieber auf mit Denken und wünsch euch allen weiterhin schöne erste Male.

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An dieser Stelle und in diesem Sinne sehr passend ein besonders lieber Gruß an Lisa, sozusagen die Patin dieses Blogs. Heute vor fünf Jahren hat sie ihr Leben in Neuseeland begonnen. Sicher ein ganz großes erstes Mal.

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Ein‘ hab ich noch: zwischen dem letzten Eintrag und dem heutigen hat die Besucherzahl dieses Blogs die Zehntausend überschritten. Für wie viele es das erste Mal war – who knows?