… eine Verlängerung des Göta Kanals, könnte man meinen. Stimmt aber nicht. Das Ding ist schon ein eigenes wassertechnisches Bauwerk, mit einer völlig anderen Bedeutung als der Göta Kanal. Eigentlich ist er das, was Letzterer mal sein sollte, aber nur für kurze Zeit tatsächlich war, nämlich in erster Linie für den Gütertransport gedacht. Nur die Sportboote, die der Göta Kanal in den Vänern spuckt, nutzen ihn zum Vergnügen, um vom Vänern nach Göteborg zu kommen.
Der Begriff ‚Kanal‘ täuscht dabei ein bisschen. Es handelt sich um einen Fluss (Göta älv), nur 11 km von insgesamt 82 sind wirklich als Kanal ausgebaut. Die Strömung beträgt so ca. 1 bis 2 Knoten. Die Landschaft ist vor allem oben im Norden wirklich schön, gebirgig, links und rechts dichte Wälder. Das Fahrwasser ist teilweise recht eng. Und wenn einem dann noch die dicken Pötte entgegen kommen, wird’s unterhaltsam …
Eines ist charakteristisch für den Trollhätte Kanal: die sechs mächtigen Schleusen mit 6 bzw. 8 m Hubhöhe. Da kommt man sich als kleines Sportboot ziemlich verloren drin vor. Dabei ist es sinnvoll, sich an die Ostseite der Schleusenkammer zu legen. Die Westseiten sind – bis auf eine Ausnahme – dafür nicht geeignet, weil mit tiefen Felsbuchten versehen. Nicht immer sieht man das, wenn man oben in die Kammer einfährt, weil der Wasserspiegel diese Grotten verdeckt.
Grundsätzlich problematisch ist das Festmachen. Die Dinger sind einfach nicht für Kleinfahrzeuge gemacht. Yachten finden kaum Poller, Klampen oder Ähnliches. Man behilft sich z. b. für die Bugleine mit Eisenleitern, die knapp aus der Wasseroberfläche herausschauen. Die Heckleine muss dann ganz unten, ebenfalls knapp über der Wasseroberfläche, auf einen Poller gelegt werden, der in die Schleusenwand eingelassen ist. Da komm aber von einem relativ hochbordigen Boot aus mal dran …
Beim Runterschleusen muss man sich von Poller zu Poller umlegen. Große Menschen haben’s da besser, denn die senkrechten Abstände betragen gut und gern 2,50 m, wenn nicht mehr.
Andererseits gibt es keine Wildwasserbahn in den Schleusenkammern, ganz im Gegensatz zum Göta Kanal. Alles bleibt sehr ruhig. Es soll Experten geben, die ihren Kahn gar nicht erst festmachen, sondern mit laufender Maschine in der Mitte halten. Naja – ich weiß nicht …
Eine weitere Besonderheit sind die „Leitwerke“, die die Fahrwassertonnen ersetzen. Die Tafeln mit Orientierungszahlen drauf – übrigens super für die Ortsbestimmung – sind zu großen Teile auf Auslegern befestigt, die widerum auf kurzen Masten, die im Wasser stehen. Aus der Perspektive eines Seglers sind die allerdings nicht immer unzweifelhaft und sofort zu erkennen. Gemeinerweise verschwinden sie manchmal vor dem Hintergrund, vor allem bei schlechter Sicht (Gegenlicht). Muss man wissen, dann hält man sich nicht so dicht am Fahrwasserrand, wie man es sonst macht.
Übrigens ist das Dickschiffaufkommen auf dem Kanal gar nicht so spektakulär. Vielleicht sind es vier oder fünf Schiffe, die uns entgegenkommen. Überholt hat uns keiner.
Je weiter man auf Göteborg zufährt, desto breiter wird das Gewässer – und langweiliger. Hinzu kommt immer mehr Zivilisationslärm. Eine vielbefahrene Eisenbahnstrecke und eine Schnellstraße begleiten den Kanal/Fluss und die Dichte von Gewerbe- und Industriegebieten wird auch nicht gerade kleiner.
Zeitbedarf insgesamt: drei Tage, kann aber auch in zweien machen. Die Schleuserei hält etwas auf, und vor den Brücken ist immer Wartezeit einzuplanen. Ein guter Tipp ist es sicher, für jede einzelne Schleuse und Brücke gesondert mit der Verkehrszentrale über Kanal 9 Kontakt aufzunehmen, das hilft enorm.