Trennrelais

Das Loblied auf Thorsten, unseren genialen Mechaniker in Rüm Harts Heimathafen, verdient eine zweite Strophe. Vorgeschichte: 2020 waren neue Akkus fällig geworden, die alten AGM hatten nach 9 Jahren die Flügel gestreckt. Ihr Heldentod hatte sich bereits 2019 auf einem Törn nach England angekündigt, als sie nächtens immer wieder um Hilfe piepten und der Diesel zum Nachladen angeschmissen werden musste. Mit den neuen LiFePo4 Akkus war auch das Ladegerät ausgetauscht worden. Das alte konnte ich an den Liegeplatz-Nachbarn verkaufen, und nun kam ein Votronic Tripple zum Zuge. Ich hatte seinerzeit HIER darüber berichtet.

Ladestrom-Trennrelais (links)

Soweit so prima, das funktioniert alles ganz toll, vor allem die hinzugewonnenen Amperestunden begeistern noch heute und machen uns von Landstrom weitestgehend unabhängig. Aber: es piept immer noch, von Beginn an. Anders, aber es piept – und zwar nervig. Die Ladekontrolle macht sich genau dann bemerkbar, wenn der Diesel im Leerlauf – und nur dann – vor sich hin tuckert und die Akkus teilentladen sind. Dann schrillt der Alarm, weil die LiFePo4 für sich so viel Saft einfordern, dass für den Startakku weniger als 12,4 V Ladespannung zur Verfügung steht. Kurzes Gasgeben hilft, aber nur für wenige Minuten. Furchtbar nervtötend, wenn man z. B. auf Öffnung der Schleuse oder Brücke wartet.

Hab lange nach Lösungen gesucht – ergebnislos. Wer hat schließlich die beste Idee? Klar: Thorsten! Er baut mir ein Trennrelais in den Ladestromkreis ein (siehe erstes Foto oben). Wenn es bei mir piept, kann ich kurzfristig per Schalter- bzw. Relaisbetätigung (der rote Taster links neben dem blauen auf dem 2. Foto) den LiFePo4 Bordakkus den Ladestrom kappen, und schon bekommt der Starterakku wieder volle Spannung und die Ladekontrolle hält die Klappe. Damit ich dran denke, den Ladestrom wieder einzuschalten, hat der entsprechende Schalter eine rote LED, die mich unübersehbar daran erinnert, dass die Trennung nicht der Normalzustand ist und ich das Ding gefälligst wieder ausschalte. Was aber spätestens auch dann automatisch geschieht, sobald der Diesel gestoppt wird (der Schaltstrom wird von D+ abgezwackt).

Ich hätte selbst und früher drauf kommen können 🤨. Na ja …

Kasteel von Medemblik (wer sehr genau hinsieht, kann Rüm Harts Mast ganz rechts hinter der Trauerweide sehen)

Derweil erleben Sigrid und ich auch den ersten „Sturmtag“ dieser Saison. Der gewählte Begriff für 20 bis 25 Knoten Wind aus Nordost ist die Übertreibung des Jahrhunderts. Aber in unserem Alter hat man keinen Bock mehr, gegen sowas anzukreuzen. Also legen wir einen Hafentag in Medemblik ein. Genauer: an unserem Lieblingsplatz gleich vorn unterm Kasteel Radboud. Wir spazieren in die Stadt und zum gegenüberliegenden Kanalufer, um unser Schiff mal wieder in voller Pracht abzulichten. Sigrids Job.

Sigrid die Bordfotografin

Was uns schon seit einigen Jahren auffällt, ist die Zunahme der Flusskreuzfahrer auf dem IJsselmeer. Am Abend schiebt sich prompt so ein Oschi in die Medembliker Hafeneinfahrt. Bislang war es nur die Braune Flotte, die mit ihren Traditionsschiffen an der Pier uns gegenüber festmachten. Aber zumindest für heute blockiert „De Zonnebloom“ alles und lässt auch in der Hafeneinfahrt nicht mehr viel Platz.

ungewöhnlicher Anblick: Flusskreuzfahrer in Medemblik

Die Zeiten ändern sich. Ich habe das Gefühl, dass die alten Segler der Braunen Flotte weniger und die Flusskreuzfahrer mehr werden. Ob das Bauchgefühl stimmt? Keine Ahnung. Wir hätten jedenfalls wohl mal Lust, auf so einem Ding mitzureisen. Allein schon für das für uns mittlerweile sehr seltene Vergnügen, das Durchschnittsalter der Gäste drastisch zu senken … 😁.

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