Ja, und dann kam das lange Wochenende mit dem 3. Oktober am Montag. Sigrid und ich allein an Bord. Endlich mal. Zu meiner großen und freudigen Überraschung möchte mein Safety Officer das Ablegemanöver fahren. Ein bisschen nervös, aber entschlossen. Zu ihrer großen Erleichterung (und meiner) klappt alles reibungslos, berührungs- und schadenfrei. War ja auch nicht wirklich anders zu erwarten. Wunderbarer, entspannender Törn nach Enkhuizen bei viel Sonne und wenig Fernsicht. Diesig und wenig bis ganz wenig Wind aus Süd-Ost. Teilweise müssen wir die Segel bergen und motoren, weil der Wind komplett einschläft. Aber sobald sich auch nur der leiseste Hauch zeigt, erstirbt der Jockel und die Segel gehen wieder hoch. Da sind wir uns einig, wir sind Segler!
Abends treffen wir verabredungsgemäß Klaus13 (links auf dem Foto, rechts sein Vorschoter Michael). Eine Internet-bekanntschaft. Schon gut, der besorgte Leser kann sich das Stirnrunzeln sparen, alles im seriösen Bereich. Klaus beteiligt sich hin und wieder an und in einem Segler Forum mit lesenswerten Beiträgen und treffenden Kommentaren und ist tatsächlich genau so wie er schreibt. Wir verbringen einen unterhaltsamen Abend beim Abendessen in einer Enkhuizener Straßenkneipe, später bei Bier und Wein an Bord der Rüm Hart. Sehr interessant, ein virtuelles, unpersönliches Bild solcher Art personalisiert zu bekommen. Eigentlich hatte ich ihn mir genau so vorgestellt. Es ist schon eine Horizonterweiterung für mich, dass man anhand von Forumsbeiträgen einen Menschen einigermaßen treffend einschätzen kann.
Dieses Foto hat übrigens Klaus am nächsten Morgen von uns gemacht. Beim Auslaufen aus Enkhuizen. Wer steht am Ruder? Lady Rüm Hart!
Der Rückweg nach Stavoren am Sonntag ist easy sailing. Kurs Nord, immer geradeaus bis nach Stavoren. 7 Stunden für 12 Seemeilen, wahrscheinlich Negativrekord. Wir lassen den Autopiloten arbeiten und schleichen mit 1 bis 2 Knoten so vor uns hin, dösen in leichter T-Shirt-Sommerbekleidung im Cockpit, klönen, trinken zwischendurch mal Kaffee oder ne kalte Cola und genießen das Leben. Wir sind eins mit der Umwelt, mit dem Boot und mit uns. Total entspannt und entspannend. Von achtern kommt eine kleine Segelyacht unter Motor auf und will uns offensichtlich in knappem Abstand überholen. Was soll das, frage ich mich. Hier draußen ist doch nun wirklich Platz genug, bekomme aber sofort die Antwort geliefert. „Wie sind Sie mit Ihrem Schiff zufrieden?“ ruft der Skipper rüber. „Super gut. Warum?“ frage ich verwundert. „Wir bekommen auch eine Sirius. Nächstes Jahr. Baunummer 12!“ Wir wechseln noch ein paar Worte und verabreden uns in Stavoren. Dann brummen Sie an uns vorbei und sind bald nur noch ein kleines Boot am Horizont. Eins von vielen. Torsten Schmidt hatte uns ja gewarnt, dass wir wegen unseres Schiffes häufig angesprochen werden würden. Aber mitten auf dem Ijsselmeer … ?
In Stavoren kommen die Beiden an Bord. Und es wird natürlich ein angeregter Erfahrungsaustausch. Nette Leute, trotzdem bleibt eine gewisse Distance. Wahrscheinlich hält ihr Taktgefühl sie davon ab, uns allzu dicht auf die Pelle zu rücken oder zu neugierig zu erscheinen. Sowas gibt’s noch.
Ausschlafen und trödeln am nächsten Morgen. Dann, nach dem Frühstück, wird aufgeräumt, geputzt von innen und außen, gerödelt. Schließlich erwarten wir Besuch. Am frühen Nachmittag kommen Torsten Schmidt (der Sirius Werftchef) und Paul an Bord. Paul ist ebenfalls Sirius-Interessent und hatte mich über diesen Blog angesprochen. Heute nun ergibt sich für ihn die Chance auf eine Testfahrt, zusammen mit Torsten. Nach einem gemeinsamen Kaffee verlassen Siggi und ich das hoffentlich NICHT sinkende Schiff und fahren nach Hause. Nie(!) würde ich Rüm Hart in fremde Hände geben. Never ever! Torstens Hände jedoch haben Rüm Hart erschaffen, es sind keine fremden. Trotzdem, ein mulmiges Gefühl. Und auf der Heimfahrt habe ich das Handy in Hörweite. Alles bleibt ruhig.