Vorgestern – Mittwoch – war ich in NL beim Boot. Denn: es kündigen sich Stürme an. Jawohl, Plural! Einer war gestern, der andere wird für heute – Freitag – Nachmittag und Nacht erwartet. Sogar noch ein bisschen doller als der von gestern. Ein Grundwind von 44 bis 47, in Böen bis 65 Knoten werden erwartet (siehe Titelbild, hier für Stavoren). Das sind 12 Beaufort. Und für Montag wird gleich das nächste Stürmchen angekündigt. Könnte aber auch sehr gut sein, dass es Rasmus dann bei einer Starkwindphase sein lässt. Wir werden sehen …
Jedenfalls habe ich Rüm Hart noch mit zusätzlichen Leinen gesichert (das Foto zeigt die zu erwartende Luv-, also die dem Wind zugewandte Seite des Bootes) und 2 Schwerlastgurte über das Cockpitzelt gespannt, die allzu dynamische Bewegungen der Persenning verhindern sollen. An dieser Stelle kommen wieder mal die Vorteile einer festen Reling zum Tragen, die die notwendigen Befestigungsmöglichkeiten bietet und die Kräfte prima aufnehmen kann.
Meine Hoffnung ist, dass Rüm Hart von den 65 Knoten nur einen Teil abbekommen wird, denn nach Luv gibt es eine wirksame Abdeckung durch zweieinhalbgeschossige Gebäude und aufgebockte Schiffe. Solange letztere in ihren Gestellen stehen bleiben und nicht etwa – wie in diesem Winter von anderenorts mehrfach berichtet – vom Sturm verschoben werden und ins Wasser kippen, sollte hoffentlich alles gut gehen.
Nun bleibt also nur noch, uns allen die Daumen zu drücken.
Wisst ihr übrigens, warum es nur 12 Bft. gibt? Nun, bei zwölf hat Monsieur Beaufort aufgehört zu zählen und ist angefangen zu beten … (alter Meteorologen Joke, ich weiß 😁)
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Moin Manfred!
…dann hoffen wir mal, dass das Cockpitzelt nicht samt Reling (luv- und leeseitig!) weg geweht wird!
😉
Es wäre doch auch eine Option gewesen, das Zelt für eine Woche mal kurz abzubauen!?!?!
Die Gefahr von Sonnenschäden wird es in den nächsten 14 Tagen wohl leider nicht geben…
Mein Boot seht in der Halle in Heiligenhafen und ich hoffe, die Halle ist ausreichend stabil.
Klaus
Moin Klaus
Ja, hatte ich tatsächlich drüber nachgedacht. Aber das Konstrukt hat schon mehrfach heftige Stürme überstanden, und ich hoffe einfach mal, dass das dieses Mal auch gutgeht.
Daumendrücken für die Stabilität deiner Halle … 😀
Gruß, Manfred
Lieber Manfred mit Gattin!
Ich bewundere deine Standfestigkeit bei herannahendem Tornado-Mix. Die Radarwetterkarte – vom Atlantik her über die Küste von Cornwall (in Farbe) kann man mit Phantasie als expressionistisches Meisterwerk interpretieren. Eine wahre Farbenorgie!
Ich habe als blutjunger Mariner mit meinen Leidensgenossen in der Nacht vom 16. auf dem 17.2.1962 die archaische Dimension des Jahrhundert-Sturms mit dem schönen Namen „Vincinette“ miterleben müssen!
Der erste „freie“ >Landgang< wurde uns jungen Sailors vom 3.Marine-Ausbildungs-Bataillon in Glückstadt gestrichen und gegen Mitternacht zur "höllischen Feuertaufe": wir wurden in stockdunkler Nacht zur Deichsicherung auf die Unimogs verfrachtet und – mit vielen Umleitungen – an der Störmündung in die Elbe bei Borsfleth/Wewelsfleth zum Sandsackschleppen auf den Elbdeich kommandiert. Keiner unserer Vorgesetzten, vom Bootsmann über den Kaleu – bis hinauf zum Bataillonskommandeur (Kapitän zur See) hatte so eine infernalische Wucht des Orkans und der überschäumenden Nordsee noch nie erlebt – und konnten sich größtenteils nur auf die alarmierten THW-Kräfte samt "Deichgrafen" verlassen. Über 24 Stunden waren wir ohne Verpflegung und schufteten bis zur Erschöpfung – (ohne Eigen – Sicherung) auf der Deichkrone gegen die immer höher steigende Flut.
Die Anwohner in den Häusern direkt hinterm Deich hatten tagelang keinerlei Kontakt zu uns – wir bekamen nur sporadisch von unserer Küche in Glückstadt lauwarmen Tee und ein paar Brote – sonst nichts! Eine Schande für uns Muschkoten! Erst eine junge Journalistin von der Hamburger Abendzeitung wies mit einem großen Artikel auf diesen beschämenden Missstand hin! Dann gabs einen Tag nach der Veröffentlichung endlich wieder ein warmes Essen, trockene Kleidung und genügend heißen Tee – auch mit einem Schuss Rum! Etwa vier Wochen dauerte unser Einsatz! Als Belohnung mussten wir unsere (teilweise) ausgefallene Grundausbildung im Schweinsgalopp nachholen – bevor wir zu unseren Ausbildungsorten nach Flensburg, List, Bremerhaven usw. weiter kommandiert wurden!
Herzliche Grüße aus Rothenburg ob der Tauber
Walter Lassauer