Staande Mastroute, eine Bildergeschichte in 2 Teilen, Teil 1

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Wieder mal habe ich meinen Blog wochenlang vernachlässigt. Sagen wir, es war der Saison-Abschiedsschmerz. Tatsächlich war ich in den letzten Wochen arg mit der Überstellung des Bootes nach Deutschland und der Einwinterung beschäftigt. Wie hab ich früher nur den Job dazwischen bekommen?

Vom Heimathafen in Warns haben Sigrid und ich das Boot in vier Tagen über die sogenannte Staande Mastroute bis nach Delfzijl überführt. Und anschließend ich allein weiter bis nach Papenburg an der Ems. Ich bin meinen Plänen für die kommende Saison 2015 sozusagen entgegen gefahren – Genaueres kommt noch, ich mach’s mal spannend. 

Jetzt und hier geht es um den rein niederländischen Teil der Gesamtstrecke, bis Delfzijl also. Fotos sagen bekanntlich mehr als viele Worte, und da wir beide, Sigrid und ich, gern die Welt durch den Sucher betrachten, gibt es einen Törnbericht in Bildform. Wie immer: anklicken für die bildschirmfüllende Ansicht.

Der Abschied in Warns war tatsächlich sonnig, zumindest meteorologisch (meine Stimmung allerdings schon ein bisschen wehmütig). Das zeigt schon das Aufmacherfoto oben vom frühen Morgen des Abreisetages. Rüm Hart noch brav in ihrer Box – und ich wahrscheinlich noch schläfrig in der Koje. Lady Rüm Hart ist immer früh auf den Beinen, um solche Fotos zu machen.

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Freunde und Hafenkollegen verabschieden uns und machen noch schnell letzte Fotos.

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Dann haben wir eine laaaange Strecke vor der Nase. Zuerst der Johan Friso Kanal bis kurz vor Sneek.

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Durch die typisch niederländische, weite Landschaft und vorbei an mindestens ebenso typischen Windmühlen.

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In Grou finden wir einen freien Steg für die erste Nacht. Direkt vor dem Restaurant „Het Theehuis“. Das bedeutet: keine Aussicht auf eine Dusche am nächsten Morgen, aber auf leckeres Essen heute Abend. Und tatsächlich, wir haben einen wunderbaren Abend im Teehaus.

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Kalt ist es am nächsten Morgen, trotzdem geht es dick und warm gewandet weiter, zunächst Richtung Norden, nach Leeuwarden. Gegen Mittag sind wir da, schaffen die ersten Brücken (von insgesamt zehn!) noch vor des Brückenmeisters Mittagspause, aber dann sind wir doch zwischen zweien gefangen. Na gut, Pause. Nach einer Stunde geht’s weiter.

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Leeuwarden hat wirklich eine Brückenralley zu bieten. Die Strecke führt erst durch die weniger schönen, industriellen Vororte, dann wird’s fast großstädtisch und zum Schluss beinahe heimelig. Also schön abwechslungsreich. 

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Als Tor zum Innenstadtbereich von Leeuwarden (zumindest von Süden) dient uns dieses auffällige, sicher schon tausendfach fotografierte Brückbauwerk. 

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Und schwups sind wir wieder draußen in flacher, weiter und manchmal eintöniger Landschaft. Man kommt runter bei so einer Fahrt!

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Und immer wieder pitoreske Ortsdurchfahrten. Ich glaube, das hier ist Bartlehiem, nördlich von Leeuwarden.

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Und das müsste Burdaard sein. Kann das jemand bestätigen oder korrigieren?

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Ganz sicher ist dies aber die Einfahrt nach Dokkum, unsere zweite Übernachtstation. Der Kollege links mit dem schwarzen Plattboden begleitet uns übrigens seit Leeuwarden. Er ist allein an Bord seines geschätzt zwölf bis dreizehn Meter langen Schiffes und macht das trotz Problemen mit dem Rückwärtsgang bewundernswert souverän. 

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Unser Platz für die Nacht in Dokkum. Nach meinen Unterlagen soll es hier Duschen und WC geben, aber das Kabäuschen ist abgeschlossen. Feierabend, Saisonende. Gut, dass wir zumindest ein Klo an Bord haben.

DSC06431bearb ganz kleinDoppel-Rot an einer der Brücken in Dokkum (= Brücke wird nicht bedient). Doppel-Rot auch an Bord der Rüm Hart. Man muss sich ja auch mit den Getränken farblich anpassen.

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Am nächsten Morgen sind wir früh dran und stehen eine Minute nach Betriebsbeginn vor der nächsten Brücke. Der Übergang von Stadt in Natur ist nahtlos, und immer wieder beobachten wir Enten, Schwäne, Reiher, riesige Gänsekolonien und anderes Getier an den Ufern.

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Dann auf einmal weitet sich die weite Landschaft noch mehr, der Kanal wird fast schon breit und zack …

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… sind wir auf dem Lauwersmeer. Endlich mal wieder Wasserweite um uns herum, so interessant die Landschaft bisher auch ist.

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Und jede Menge Brücken. Wobei, das hier ist eigentlich eine Schleuse, die aber meistens offen steht. Wo wir sind? Mittlerweile wieder binnen, östlich vom Lauwersmeer.

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Von Thomas erhalte ich den Tipp heute bis Garnwerd nördlich von Groningen zu fahren. Dort bestünde nun endgültig Aussicht auf eine heiße Dusche. Und tatsächlich! Zwar ist der fast neue Hafen leer und der Hafenmeister hat ausgiebig Zeit für ein Schwätzchen, aber die Sanitäranlagen sind dennoch offen und komfortabel. Ein guter Tipp!

DSC01970 bearb kleinDer nächste Morgen bringt schicken blauen Himmel, aber die Bordheizung bekommt Arbeit! Wir spüren das Saisonende nun auch deutlich meteorologisch.

Vielleicht an dieser Stelle – wo doch neben dem Foto so schön Platz ist – ein paar Infos zur Staande Mastroute. Dieser Begriff steht für eine Wasserstrecke, die von Segelbooten durchgehend mit stehendem Mast befahren werden kann. Sie beginnt im tiefen Südwesten der Niederlande, führt durch Amsterdam in das Marker- und schließlich ins Ijsselmeer. Dann weiter durch die Provinzen Friesland und Groningen, bis nach Delfzijl auf der niederländischen Seite der Emsmündung. Wenn Staande_mast_route_north_and_southman auf die Minikarte klickt sieht man den Streckenverlauf quer durch Holland. Für unseren Törn ist allerdings nur der nördliche Teil der Gesamtstrecke, zwischen dem Ijsselmeer und Delfzijl, von Belang. 

Weiter geht’s auf unserer Fahrt Richtung Groningen. Jetzt wird’s langweilig, weil hohe Deiche zu beiden Seiten die Sicht versperren. Man könnte bis dahin höchsten Schafe zählen, die gibt es zahlreich. Aber bis zur Provinzhauptstadt ist es nicht allzu weit.

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Typisch für Groningen scheinen die zahlreichen Hausboote zu sein, die die Durchfahrt teilweise sehr eng werden lassen. 

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Und natürlich Brücken. Jede Menge Brücken! Klapp-, dreh- oder schwenkbar, in allen möglichen Bauformen.

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Groningen ist eine bunte Stadt – zumindest bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel.

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Mit „gewürfelter“ Architektur. Heißt: ein irrer Stilmix. Alt und jung nebeneinander, hässlicher 70er Jahre Beton neben stilvollen Villen. Und dann sowas hier.

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Vor allem gibt’s in Groningen viele Wasserwege und offensichtlich jede Menge Boote. Selbst jetzt noch, wo in anderen niederländischen Regionen die Bürgersteige für die Wassersportler bereits hochgeklappt sind. Vielleicht bleiben die auch alle über Winter im Wasser. Alles andere als unüblich in NL, und schön geschützt wäre es hier in der Stadt ja auch.

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Dann hat sich’s nach über zwei Stunden Schleichfahrt durch die Großstadt auf einmal „ausgegroningt“ und wir haben den Eemskanaal vor uns. Eine wie mit dem Lineal gezogene Wasserstraße für die Berufsschiffahrt von Groningen nach Delfzijl. Oder umgekehrt.

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Eine letzte Schleuse. Genauer: die Zeesluis (Seeschleuse) in Delfzijl. Nach Anfrage über Funk beim Schleusenwärter bekommen wir die Erlaubnis hinter der Belladonna einlaufen zu dürfen. Wir halten respektvoll Abstand, so dass das Schleusentor gerade eben hinter uns zugeht. Und tatsächlich macht der Kollege eine ordentliche Schraubenwelle als er ausläuft. Übrigens erkennt man im Hintergrund durch das geöffnete Schleusentor bereits die Emsdünen, die Delfzijl noch von der Mündung meines Heimatflusses trennen. 

In Delfzijl ist erstmal Schluss. Morgen wird Sigrid von unserer Jüngsten Wibke abgeholt, weil sie Donnerstag zuhause sein muss. Ich bleibe an Bord und habe die Ems-Passage allein vor mir. Aber dazu bald mehr. Heute Abend gehen wir beim örtlichen Chinesen sehr lecker essen. Ein würdiger Ausklang unseres Törns. Und während wir essen wärmt die Bordheizung schon mal vor.