Seile und Taue gehören zum Segeln wie der Wind. Es gibt sie für verschieden Zwecke, aus verschiedenen Materialien und in verschiedenen Herstellungstechniken. Der Segler fasst das alles unter ‚Tauwerk‘ zusammen. Es ist nicht falsch zu sagen, dass ein Segelschiff fast ausschließlich mit Hilfe irgendwelcher Strippen bedient wird. Mit Fallen werden die Segel in den Mast hochgezogen, mit Schoten werden sie passend zur Windrichtung eingestellt und mit Festmachern wird ein Boot im Hafen … na? … genau: festgemacht. Mein Thema. Seit einer Woche. Festmacher machen – sozusagen.
Tauwerk ist eine Wissenschaft für sich. Die Chemie-Industrie bedient uns da in einer Vielfalt, die kaum noch zu durchschauen ist. Ja, die Chemie-Industrie! Denn Seile aus Naturfasern, Hanf zum Beispiel, sind an Bord nicht mehr zu finden. Selbst auf Traditionsseglern nicht mehr. Alles moderne Chemiefasern. Im letzten Beispiel zwar – dank Chemie – in traditioneller Optik, aber Chemie. Das ist auch gut so, denn Vorteile und Kosten machen modernes Tauwerk konkurrenzlos. Selbst Stahlseile werden hin und wieder durch super reißfestes Kunststoff-Tauwerk ersetzt.
Seit einer Woche sitze ich nun des Abends auf der Terrasse und mache Festmacher. Ihnen kommt eine besondere Bedeutung zu, denn sie müssen das Schiff auch bei sehr stürmischen Hafentagen sicher halten, dürfen auf keinen Fall brechen und sollen trotzdem elastisch sein. Elastisch? – fragt sich der interessierte Laie (dem Emsländer würde ein kurzes ‚Hä?‘ genügen). Hafentage sind oft deshalb Hafentage, weil es „draußen“ bläst wie Hulle. Sprich: Rasmus tobt sich aus und lässt mal eben einen Südwest mit Stärke 8 oder 9 übers Ijsselmeer ziehen. Zu viel zum Segeln. Also Hafentag. Nun bringt eine solche Windstärke auch immer die dazu gehörige Welle mit sich. Im Hafen zwar in gemilderter Form, aber trotzdem reicht es, die Steganlage und alle Boote ordentlich in Wallung zu bringen. Das Ergebnis: die Schiffe rucken ständig in ihre Festmacher ein. Die Belegklampen auf den Yachten werden durch diese Ruckelei stark belastet. Das minimiert ein elastisches aber dennoch haltbares Festmacher-Tauwerk deutlich. Was übrigens auch den Komfort an Bord spürbar erhöht. Für genau diesen Zweck wird es konstruiert, und nicht nur die Materialauswahl, nein auch die Flechtart bestimmt in hohem Maße die elastischen und andere Eigenschaften.
Für Rüm Hart habe ich mich für Tauwerk der Firma Gleistein entschieden. GeoSquare, also quadratgeflochten, aus Polyamid, 16 mm stark, Bruchlast 5.900 daN (Deka Newton, = laienhaft, rund und grob 6.000 kg), in schwarz. Gekauft habe ich eine 100 m Rolle aus der insgesamt 8 Festmacherleinen gefertigt werden: je 2 in 4, 8, 12 und 16 Metern Länge. Ok, scharfes Messer, ein paar Schnitte, fertig … Ja denkste! Jeder Festmacher bekommt an einem Ende ein ‚Auge‘ angespleißt. Eine Schlaufe, die über den Poller im Hafen gelegt wird. Beim Spleißen wird das Tauwerk mit sich selbst verflochten. Je nach Konstruktion und Flechtart in einer ganz bestimmten Weise. Könnte man doch auch knoten und sich das Leben einfach machen. Ja, könnte man … hätte nur den Nachteil, dass aus den 6.000 kg Bruchlast schnell 3.000 werden. Grobe Regel: jeder Knoten reduziert die Bruchlast einer Leine um die Hälfte. Ein Spleiß dagegen hat fast keine Auswirkungen auf die Haltbarkeit.
Und am Ende kommt auf das Ende noch ein Takling. Hä? (Emsländer!) Ein Takling ist eine Wicklung mit Takelgarn – eine Art Segelnähgarn – die das Ende einer Leine gegen das Aufdröseln sichert. Ordnung muss sein.
Zeitaufwand: alles in allem pro Festmacher 1 Stunde. Macht aber Spaß und man kommt sich gleich viel seemännischer vor.