Mittwoch, 17 Uhr. Ja wirklich, es entfährt mir ein lautes „Sch…“ als ich mein Schiff an seinem Liegeplatz schwimmen sehe. Ich hätte es gerade in diesem Jahr gut gebrauchen können, dass der Werftchef seine Versprechen einhält. Full Service hatte er mir zugesagt und ich hab gern angenommen. Sogar die Segel wollte er mir anschlagen. Jobs, die ich sonst natürlich selbst mache. Nichts ist, keine Segel oben, noch nicht mal der Baum ist dran. Ein Drittel meiner umfangreichen Liste ist nicht erledigt, obwohl 2 Wochen mehr Zeit vorhanden waren als eigentlich abgemacht. Ich arbeite bis 22 Uhr, um den Baum und die beiden Vorsegel zu montieren und alle Strecker und Fallen zu sortieren.
Donnerstag, 10 Uhr. Ein sehr junger Mann erscheint auf der Bildfläche und erweist sich als pfiffiger Mitarbeiter meines Segelmachers aus Koudum. Er hilft mir das Groß anzuschlagen und die Segellatten zu kürzen. Es regnet den ganzen Vormittag in Strömen. Der junge Recke hat sich ein ordentliches Trinkgeld verdient. Mittagspause, aber nur kurz, dann mache ich mich an den Masttrimm. Erst die Palme genau senkrecht stellen, dann die Oberwanten auf 20 % der Bruchlast andonnern, wie von Seldén (Masthersteller) vorgeschrieben. Ergebnis: S-Kurve im Mast oberhalb der ersten Saling. Mist. Ich muss hoch, um an die Mittelwanten zu kommen und bitte einen der Nachbarn mich hochzuwinschen. Zweimal – um genau zu sein. Aber dann passt es.
Als ich fertig bin, entdecke ich, dass die Werftmitarbeiter beim Maststellen vergessen haben, den Bolzen des Vorstags unter der Genautrommel mit einem Splint zu sichern. Ich bin stinkig. Erstens weil ich das hätte vor dem Trimmen checken müssen und zweitens weil sowas einfach nicht passieren darf – saugefährlich. Ich bitte den Werftchef zu mir und der fängt an mich zu verarschen: „das machen wir immer so, das ist Sache der Eigner“. Mir platzt der Kragen … Alle anderen Splinte waren übrigens drin, von wegen das machen wir immer so …
Freitag, 16 Uhr. Ich bin erstmal mit allen wichtigen Jobs fertig und lege ab. Schleuse Stavoren, allein in der Kammer. Herrliches Segelwetter. Wind mit 10 Knoten aus WNW, unter Genua und Groß und Kurs 200° raus auf’s IJsselmeer. Gegen 19 Uhr gehe ich im Stadthafen von Enkhuizen neben der Spica von Ute und Andreas (Hafenfreunde aus Warns) als Dritter in’s Päckchen. Schickes Schiff, eine Najad 361 in sehr gutem Zustand. Da kann man nur Glückwunsch! sagen. Kurzer Spaziergang in die Stadt zum ‚t Ankertje, auf das ich mich schon soooo lange gefreut habe. Zwei drei Bierchen für jeden und Tappas für alle zusammen. Absacker mit Genever bei mir an Bord
Samstag, 7:30. Ich versuche gaaanz leise abzulegen. Klappt aber natürlich nicht, Ute steckt den Kopf aus dem Niedergang und reicht mir noch meine Heckleine an (Sorry Ihr Beiden). Null Wind. Maschinenfahrt, 1700 Umdrehungen, meine Standarddrehzahl, sehr ruhig, knapp über 5 Knoten, das reicht. Das Wasser ist glatt, eine gute Gelegenheit, endlich meinen Autopiloten zu kalibrieren. Also fahre ich sehr langsam zwei riesengroße Kreise ins IJsselmeerwasser. Die Passagiere der Fähre nach Stavoren gucken verwundert. Mückenplage und ich mitten drin. 1.543.287 alleine auf meinem Schiff, ich hab sie gezählt 😉 . Morgen wird eine intensive Putzaktion fällig sein.
In Stavoren entdecke ich was Neues: An der Tanke dort gibt es jetzt GTL-Diesel, also Diesel ohne Bio-Anteil (für den Laien: die Bioanteile machen den Yachties Sorgen, weil sie für Bioschlamm in den Tank- und Leitunsanlagen der Schiffe sorgen). 1,39 € der Liter, nicht billig, aber der geringe Verbrauch relativiert das.
Samstag 18 Uhr. Ich setze Nudelwasser auf. Komisch, sehr kleine Gasflamme und völlig instabil. Nach 50 Minuten ist das Wasser gerade mal gut warm. Ich breche ab und verhole mich zu Ella. Dort gibt’s als Sonderangebot 2 Matjes mit Bratkartoffeln und Salat. 10,- €. Lecker. Bei Jess an Bord den Absacker.
Sonntag 15 Uhr. Wieder in Lingen. Sigrid und ich beschließen, dass unser Boot in Zukunft für die Wintermonate nach Woudsend zu Rekers verholt wird. Dort kann es im Wasser bleiben, der Hafen liegt sehr geschützt zwischen hohen Hallen. Der Hafenmeister macht einen sehr zuverlässigen Eindruck und hat unter Seglern einen guten Ruf. Der bekommt dann von mir auch die regelmäßigen Arbeiten in Auftrag, bevor ich das Schiff wieder nach Warns hole.
So war’s.
Zum Schluss: Eine neue Kolumne für die segeln gibt’s auch. Siehe HIER. viel Spaß.
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