… auf deutsch – Ihr kommt nicht drauf – Mittsommer. Es geht los um 15 Uhr am hiesigen Stadtmuseum. Draußen! Dem gemeinen Schweden ist es völlig schnuppe, dass es gießt wie aus Kübeln.
Das Ganze beginnt ähnlich wie ein traditionelles 1. Mai Fest in Deutschland. Zunächst ist – nun ja – ein gewisses erektives Vermögen gefragt. Genau mit dieser kleinen Schlüpfrigkeit werden die anwesenden jungen Väter aufgefordert Hand anzulegen und den geschmückten Mittsommerbaum aufzustellen. Die Moderatorin lacht sich am meisten schlapp dabei, und als ich mich bei meiner Nachbarin auf Englisch erkundige warum, schnappt sie sich ihren Mann und der muss für mich übersetzen, während sie beim Schlapplachen mitmacht.
Dann bleibt es aber jugendfrei. Alle, vor allem aber die Eltern mit ihren Kiddies, beginnen zu Kinderliedern um den Baum herumzutanzen, um auf Anweisungen der außerordentlich lebensfreudigen Moderatorin (die mit Mikro und Blumenkranz) alle möglichen Verrenkungen und Körperbewegungen zu machen. Nebenbei gibt es Kaffee und Kuchen und sogar eine Gelegenheit selbiges in einer trockenen Scheune zu sich zu nehmen. Also, trocken meint, dass es nicht reinregnet. Das Ding ist dermaßen aufgeheizt, dass die Luft wie in einer feuchten Dampfsauna ist.
Ich bin gespannt wie das heute Abend weitergeht. Um’s kurz zu machen: überhaupt nicht. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass die Party nach anderthalb Stunden vorbei ist. Mir wäre nach mehr gewesen. Aber es löst sich schlagartig auf. Ganz offenbar wird ab jetzt privat weitergefeiert. Jedenfalls ist in der Stadt nichts von einer Mittsommerfeier zu sehen – aus den privaten Gärten aber zu hören. Schade. Ich radel zurück zum Hafen. Da war doch ne Kneipe. Als ich vorbeikomme, holt der Wirt gerade die Fahne ein. Ich frage nach und tatsächlich, er macht zu. Bei dem Wetter käme doch niemand mehr. Er will nach Hause.
Wolfgang und Astrid sind meine Retter. Mein Handy klingelt und die beiden laden mich zu Kaffee und Kanelbullar ein. Wir klönen und klönen – der Skipper der Seebär greift in den Schrank zum Weißwein.
Irgendwann wird es aber Zeit, dass ich noch nen Abendbrot bekomme. Ich gehe zurück zum Hafenzentrum. In einem der Restaurants ist was los, Stimmung! Ich frage mal nach, ob das öffentlich ist. Eigentlich nicht, bekomme ich zur Antwort. Das sei ein von mehreren Gruppen vorbestellter Buffet-Abend. Aber es habe sich sowieso alles gemischt, einige seien auch schon gegangen und weil Mittsommer sei, dürfe ich mich für 250,- SKR (ca. 25,- €) beteiligen. Na also. Ich mach’s kurz: sehr lecker, mit Fisch, Fleisch, Käse, Torte, Kaffee. Nur mein Lättöl (schwedisches Bier mit wenig Alkohol) und das Glas Rotwein zum Hauptgang muss ich extra bezahlen. Bleibt aber alles sehr im Rahmen.
Wie sagte mir ein Schwede: „Rain on Midsommar is very common in Sweden“. Ich hab also ein typisch schwedisches Mittsommerfest erlebt.
Auf ein Wort:
Danke für die Reaktionen auf den letzten Beitrag, auch für die Mails. Das tat gut. Wobei die betroffene Familie tröstende Worte unvergleichbar mehr nötig hat. Wie man oben sieht, gehen das Leben und die Freude daran unvermindert weiter. Und das ist gut so.
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ist mir bekannt, und ich finde du hast einen wunderbaren Eindruck beschrieben