Google hat heute ja auch dem Letzten – also mir – klar gemacht, dass es vorbei ist mit dem Sommer. Ab heute ist Herbst. Die Segelsaison in Skandinavien liegt spürbar in den letzten Zügen. Gestern Nacht in der großen Marina an der Südseite der Middelfart Halbinsel war ich ganz offenbar das einzige menschliche Lebenwesen. Zumindest habe ich beim Abendspaziergang über die Steganlagen kein weiteres beleuchtetes Schiff entdeckt. Alles duster.
In den letzten Tagen bin ich von verschiedenen Seiten gefragt worden, was denn jetzt meine Pläne seien und ob ich mir nicht vorstellen könnte, das Schiff für eine weitere Saison hier in der Ostsee zu lassen. Klare Antwort: nein, kann ich nicht. Die letzten 5 Monate waren wie ein Rausch, mit allen schönen und schmerzhaften Seiten, die ein Rauschzustand nun mal hat. Kennt man ja.
Rüm Hart’s virtueller, aber tonnenschwerer Anker liegt in Holland, in den Niederlanden. Und ihr Skipper folgt mit Freuden dem Stalldrang seines Schiffes. Schon gut, ich bin stocknüchtern. Ich freu mich nur wirklich auf mein Heimatrevier.
Es ist nun aber nicht so, dass ich nur noch deprimiert hier im Boot hocke und mit den Fingern auf der Salontischplatte trommele, weil mir die letzten Tage zu lang werden. Nein nein, keine Spur. Trotz aller Freude auf zuhause genieße ich das Segeln und Leben auf meinem Boot.
Am 5. Oktober muss ich in Wendtorf am Eingang zur Kieler Förde sein. Eine Verabredung mit Sirius. Bis dahin will ich noch den Kleinen Belt, die Dänische Südsee und vielleicht auch die Schlei genießen. Spätestens ab dem 10. Oktober sollte ich im Nord-Ostseekanal zu finden sein. Auf dem Heimweg.
Die Fotos stammen aus den letzten Tagen. Heute gab es eine Überraschung: einen Segeltag. Nach der Wettervorhersage hatte ich mich eigentlich auf einen kurzen Törn unter Motor (weil kein Wind) von Middelfart nach Hejlsminde eingestellt. Direkter Weg überschaubare 9 Seemeilen. Aber als ich ablege ist auf einmal guter Segelwind da, so um die 2 bis 3 Bft. Zwar aus ziemlich genau aus meiner Zielrichtung, aber immerhin. Das Ergebnis ist ein herrlicher Tag mit lockerer Kreuzerei. Allerdings mit ein bisschen Welle, macht aber nichts. So macht man aus 9 auf einmal 16 Seemeilen und 4:35 Stunden.
Auf der zweiten Karte sieht man die Gegend im besseren Überblick (anklicken). Das schwarze Rechteck entspricht ungefähr der ersten Detailkarte.
So, Herbst, benimm dich! Zumindest für die nächsten 4 Wochen. Okay?
In der Ecke finde ich die beiden Inseln Aaro und Bagö in dieser Reihenfolge besonders schön. Gerade auch zum Radfahren. Leute wirst du dort aber vermutlich weniger treffen. Ansonsten würde ich Sonderborg nicht auslassen, auch wenn es bei dir nicht wirklich auf dem weg liegt. Dyvig ist zwar sehr schön – aber nachdem du finnisch/schwedisch versaut bist wirst du hier nur müde lächeln können.
Aufgrund unserer Wohnlage im westlichen NRW überlegen wir auch ständig, ob nicht das Ijseelmeer oder sogar Seeland für uns besser wäre. Ganz klar, für ein langes WE – oder besser viele weil man viel öfter fährt – wäre das super. Aber was mache ich 4 Wochen in der Gegend, wenn ich meinen Sommerurlaub nehme? Da ich auf diese Frage noch keine Lösung gefunden habe bleiben wir in der Flensburger Förde. Und nehmen die lange Anreise in Kauf. Dann lieber mal ne ganze Woche anstelle eines langes WEs.
Dann komm nach Friesland. Dort sind 4 Wochen kein Problem. Binnen – Ijsselmeer – Watt – Nordsee
Es kommt immer darauf an, was man will. Ich habe die letzten Jahre am Ijsselmeer verbracht und finde es schön dort. Aber ich kenne auch die Boddengewässer und habe auch schon einen Abstecher in den Raum Sonderborg gemacht.
Für mich hat alles seinen Reiz, der aber unterschiedlich ist. Ich finde die Natur an der Ostsee und dort gerade in der dänischen Südsee reizvoller. Aber das Wattenmeer und die niederländischen Orte haben auch ihren Reiz. Deshalb sollte man ruhig einmal seinen „Stammsitz“ an einen anderen Ort verlagern. Andere Gegenden haben auch hübsche Töchter (oder so ähnlich). Wenn es einem nicht (mehr) gefällt, kann man sich ja wieder umorientieren.
Oder es wie Manfred machen: einfach einen Sommer woanders verbringen. Wenn es einen wieder zurückzieht, geht man wieder auf den Ausgangspunkt zurück.
Grüße
Jürgen