Eingeweht …

… nennt es der Segler entschuldigend, wenn er lieber im gemütlichen Hafen hocken bleibt, statt sich dem Zorn Neptuns und Rasmus‘ auszusetzen. Genauso ging es mir gestern.

Zunächst aber: vorgestern herrliche Kreuz nach Enkhuizen. Ich muss ja zugeben, dass ich die Kurse hoch am Wind nicht zu meinen Favoriten zähle, aber manchmal juckt es im Allerwertesten und es macht einfach Spaß. So vorgestern. Ich ende im Buitenhaven im Päckchen zwischen einer älteren niederländischen van de Stadt und einem Plattboden mit einer jugendlichen Sportlergruppe drauf. Überraschung 1: das Sprachtalent des Skippers. Völlig akzentfreies Deutsch. Und nein, der ist nicht zweisprachig aufgewachsen, sondern hat es erst später als Fremdsprache gelernt. Nicht von einem Deutschen zu unterscheiden. Überraschung 2: um halb elf nachts ist auf dem Platti neben mir Ruhe. Wow!

Gestern Gewitterwarnung für die Mittagszeit. Morgens um 8 fast null Wind. Also Leinen los in der Früh und unter Motor ab nach Norden, bis nach Hindeloopen. Ich gehe auf Weisung des Hafenmeisters an eine niederländische Dufour längsseits – und höre fränkisch. Eine 3-Pärchengruppe aus Aschaffenburg. Sie leihen sich meinen großen Topf, weil sie eine ordentliche Menge Nudeln kochen wollen. Abends muss ich helfen, selbige zu vertilgen. Mit Hack. Ich leiste nach Kräften Nachbarschaftshilfe. Und stelle dabei fest, dass das keine 3 Pärchen, sondern 6 Einzelpersonen sind, die zuhause noch anderweitig verehelicht bzw. verpartnert sind. Man sei halt eine Clique und mache viel gemeinsam, z. B. regelmäßig segeln. Interessant …

Nachmittags hat es angefangen zu gewittern und zu regnen. Regen ist das falsche Wort für die Mengen, die da gleichzeitig vom Himmel stürzen. Mein Cockpitzelt ist tapfer, aber machtlos. Das geht die Nacht so weiter. Es kachelt ordentlich aus Nordwest, also genau in die Hafeneinfahrt rein. Bis heute Morgen. An Auslaufen ist nicht zu denken. Jedenfalls nicht, wenn man am Segeln das Entspannende schätzt. Siehe oben.

Gegen Mittag habe ich die Faxen dicke und lege mit Hilfe des Hafenmeisters (meine Franken sind grad mal auswärts) ein elegantes Eindampfen-in-die-Vorspring-Ablegemanöver hin. Natürlich guckt keine Sau und der donnernde Applaus bleibt aus. Dann eben nicht. Genau 3 Std. später liege ich auf meinem Lieblingsplatz in Medemblik, von dem aus man einen tollen Überblick über das Geschehen in der Hafeneinfahrt hat.

Morgen geht’s mit Seniorenwind aus West nach Ost.

*****