Ich sitze im Flieger und beobachte die restlichen Passagiere beim Boarding. Auf einmal erkenne ich den Typen, der sich mit zentral balanciertem Handgepäck durch den Mittelgang quält und konzentriert versucht, den eh schon unkomfortabel hockenden Mitfliegern nicht auch noch blaue Flecken an den Außenschultern zu verpassen. Boris Herrmann. DER Boris Herrmann! Und prompt – wie sehr hatte ich es gehofft – wirft er seine Tasche zielsicher ins offene Gepäckfach über mir und sich selbst auf den Sitz an meiner Steuerbordseite. „Hallo“ … er grinst mich freundlich an. „Moin“ … antworte ich norddeutsch. Ich gratuliere zum frischen Vendée Globe Sieg. „Ah, Segler“ … wie und wo, was für’n Schiff und wo ich herkomme … er tut mir den Gefallen und fragt. Netter Kerl. Unser Small Talk wird zu einem Gespäch, und schließlich bitte ich ihn um ein Autogramm auf meinem Boardingpass. Kein Problem. Unsere Hintermännlein und -weiblein haben uns offenbar beobachtet, jedenfalls steht sie auf einmal im Gang neben Boris (wir duzen uns) und hält ihm das Bordmagazin vor die Nase. Ob er auch für sie … „Na klar, wie heißt du?“ Er schreibt wohl das Übliche: „Für Kunigunde …“. Dann schaut er hoch, ihr ins Gesicht, zeigt mit dem Filzstift auf mich und fragt: „Manfred auch?“ Sie ist völlig irritiert und schaut mich verunsichert an. „Äh … ja bitte …“. Boris grinst spitzbübisch, stubst mich mit dem Ellenbogen, reicht mir Magzin und Filzer. Ich bekomme eine rote Birne und überlege schnell, was ich Geistreiches schreiben könnte. Aber soweit kommt es nicht mehr – ich werde wach.
Coronaschaden – ganz klar. Weil zu lange Abstinenz vom eigenen Schiff – völlig unstrittig. Die diagnostische Selbstanalyse ist einfach, die Therapie alles andere als das. Normalerweise fahre ich im Winter einmal monatlich zum Boot, sehe nach dem Rechten, prüfe die Festmacher, die Bordakkus, die Seeventile. Streicheleinheiten, beruhigende Worte und ab nach Hause. Geht aber jetzt nicht. Dieses Scheißvirus wartet ja nur auf solche Taxi-Gelegenheiten. Also sind wir – Sigrid und ich – in Deckung. Offenbar mit Nebenwirkungen. Oder warum träumt man so einen Mist?
Obwohl … eigentlich war es gar kein Mist, sondern ein angenehmer, wohliger Traum. Boris war nett, aber leider nicht real.
Da wir schon beim Thema sind: Der NDR überträgt Mittwochnachmittag ab 16:00 live aus Les Sables-d’Olonne den dann zu erwartenden Zieleinlauf. Tatsächlich liegt Boris Herrmann in sehr aussichtsreicher Position für einen Podiumsplatz – und das wäre eine Sensation.
Daumendrücken!
PS: Das Bild oben hat unsere Tochter Wibke vor 2 Jahren für mich geschaffen. Hervorragend als Traumbild geeignet – wo aktuelle Rüm Hart Fotos doch eh fehlen.
PPS: mein erstes Autogramm muss noch warten …
*****
Hallo Manfred,
wir drücken auch die Daumen uns sind schon ganz gespannt 😄.
Wir konnten es letztes Wochenende nicht mehr aushalten und sind nach drei Monaten mal zum Boot. Niemanden getroffen, aber jetzt beruhigt😉.
Haben heute das Buch von Wilfried Erdmann bestellt „Ich bin auf See“ und bekommen es auch mit Widmung😄.
Bleibt gesund! Hoffentlich bald wieder Segelzeit⛵️.
LG Birgit
Haaaaaaach….alles nur geträumt….
Liebe Grüße und tapfer und vor Allem gesund bleiben !!!! Jetzt Google ich erst einmal den gutaussehenden Mann 😉
Heidi~ die Frau ohne Bierhahn 🙂
Das Bild, von Deiner Tochter gemalt ist WOW !!!!!!!!