Christiane kann’s besser

Und zwar eindeutig! Trotz ihrer „Bedienungsanleitung“ ist mir da irgendwie die Heckenschere ausgerutscht. Liebe Christiane, Du wirst Dich wahrscheinlich vor Kummer sinnlos betrinken – nach dem Schock dieser Bilder. Aber tröste Dich, im Herbst werde ich mich wieder willenlos in die Kunst Deiner Hände, Scheren, Kämme und sonstige Schnippelwerkzeuge begeben. Diese Lektion habe ich jetzt gelernt.

Das Dumme war, dass das Zwischenergebnis gar nicht sooooo blöd aussah. Aber dann stand da noch was ab, und ich bin nochmal ran … Nun ja, wenden wir uns was Schönerem zu.

Segeln! Endlich geht’s los. Nachdem meine Heizung wieder heizt, bin ich los, raus aus der Kieler Förde und „rechts ab“ Richtung Osten, Fehmarn. Wir haben halt West-Nordwest-Wind. Dass im Schießgebiet Hohwachter Bucht geschossen wird und es daher gesperrt ist, habe ich mitbekommen. Aber auf dem Weg dorthin ist es ruhig am Funk und ich denke mir, ich probier es halt mal, da durch zu kommen. Keine 5 Minuten später habe ich  „Todendorf Marine Radio“ am Funk, und die fragen mich freundlich, höflich und sogar belustigt, wo ich denn wohl hin wolle und ob mir klar wäre, dass „im Moment die gesamte Artillerie Deutschlands auf Sie gerichtet ist …“. Ich erkläre es ihnen und biete an, dass ich angesichts des Waffen-Ungleichgewichts – ich hätte nur einen Bootshaken an Bord – freiwillig einen Umweg fahre. Lautes Gelächter, aber das finden sie gut und wünschen mir sehr nett noch weiterhin eine gute Reise. Danke!

Ich gehe auf Nordkurs und lasse brav alle gelben Tonnen an Steuerbord. Nur die allerletzte Ecke verführt mich zum Schnippeln. Um vielleicht 50 Meter möchte ich sie an Backbord passieren, als prompt ein fast schon belustigter Anruf über Funk kommt. Schön brav außen rum fahren, bitteschön. Man, müssen die eine Beobachtungstechnik haben. 2 Stunden später kommt das Sicherungsboot auf mich zu und geht auf Parallelkurs. Es entsteht eine merkwürdige Unterhaltung: die über mächtigen Bordlautsprecher, ich per Zeichensprache. Sie fragen mich, ob an Bord alles okay sei, ob ich wirklich allein unterwegs sei und bitten mich, schön artig zu sein und die gelben Dinger an Steuerbord zu lassen. Ja, sie sagen wirklich bitte. Sehr höflich.

Machen wir es kurz. Heiligenhafen. Ein paar nette Jungs helfen beim Anlegen, kommen zur Besichtigung zu mir an Bord, und abends bin ich bei ihnen. Zu Lasten ihrer Bier- und meiner Genever-Vorräte.

Am nächsten Tag will ich unter die Fehmern-Sund-Brücke durch nach Wismar. Wird nix, zumindest nicht mit Segeln, kein Wind. Direkt nach der Brücke biege ich ab und gehe nach Burgstaaken rein. Merkwürdiger Hafen, aber ein interessanter Mix aus nagelneu, uralt, Schrott, Werft, Fischerei, noch im Werden und schon ganz gut. Egal, mein Liegeplatz ist traumhaft. Oder besser der Blick auf die Ostsee durch meine Backbordfenster.

Wismar hätte ich mir eigentlich sparen sollen. Das liegt aber an mir, sicher nicht an Wismar. Ich bin nicht in der Stimmung für Stadtbesichtigung und ignoriere banausig die Backsteinromantik. Aber die Tour nach dorthin war sehr schön. Total entspannendes Segeln. Die Anfahrt zum Schluss auf Wismar zieht sich allerdings. Man denkt man ist gleich da, und in Wirklichkeit dauert’s noch Stunden.

Dann am nächsten Morgen an Poel’s Nordküste längs bis nach Kühlungsborn. Viel drehende Wind, Kursänderungen, null Wind, Segel weg, Maschine an, Wind wieder da, Maschine aus, Segel raus. Herrlicher Sonnenuntergang auf See! Kurz überlege ich, ob ich es zur Nachtfahrt werden lasse, entscheide mich dann aber doch für Kühlungsborn, im letzten Restlicht. Schnell ne Dose Ravioli, dann brauch ich ein Bier unter Menschen und lande im „Vielmeer“ bei toller Livemusik.

Mittlerweile liege ich im Alten Strom in Warnemünde. Die Hohe Düne habe ich mir verkniffen, mir war mehr nach Urigkeit. Und die habe ich hier. Witzig: ich bin noch keine Viertelstunde fest, da kommt eine Nachricht von Hans, der mir ein Foto einer Webcam schickt, auf der er mich beim Einlaufen und Anlegen beobachtet hat. Diese Vernetzung raubt einem manchmal auch den Atem. Jetzt liege ich in der freien Lücke vor dem Zweierpäckchen ganz links.

So, es ist Sonntag, halb zwölf. Um 13 Uhr macht der örtliche Buchhändler auf, und er führt angeblich Seekarten. Dringend für alles Weitere benötigt. Ich möchte quer rüber nach Gedser, also Dänemark, und dafür fehlt mir der Kartensatz Nr. 4 (Delius Klasing). Statt dessen habe ich den Satz 2 zweimal dabei. Schon blöd …

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