Die boot – kein Grammatikfehler! – hat Nebenwirkungen: platte Füße, kurze Beine, Haltungsschäden, Reizüberflutung und Oberstübchen-Überfüllung. Die ‚boot‘ ist Europas größte Wassersportmesse und natürlich ein Muss für jeden frischen und weniger frischen Bootseigner. Und nicht nur für diese, auch Surfer, Kiter, Taucher, Paddler, Motorbootfans und Charterer, ja sogar Angler finden jährlich im Januar den Weg nach Düsseldorf. Des Morgens noch mit forschem Schritt, erwartungsvollem Glanz in den Augen und leichtem, weil noch leerem Gepäck auf dem Rücken. Abends mit eingangs beschriebener, körperlicher Veränderung, bedenklichen Prospekt-Kilos in den Rucksäcken, leerem Blick und links und rechts behangen mit tonnenschweren Schnäppchen in Tüten.
So auch Sigrid und ich. Sogar in der Hardcore-Version! Soll heißen: 2(!) Tage. Unsere Ausbeute:
- Segelstiefel für Sigrid (die zuhause aufgrund schlechter Erfahrungen sofort einem ultimativem Badewannen-Dichtigkeitstest unterzogen wurden)
- Leichter Segelanzug für mich (endlich mal einer mit langen Hosenbeinen, die nicht beim Hocken auf Cockpitbänken die strammen Waden bloßlegen!)
- Segelanzug-Drunter für Sigrid
- Für uns beide warme Nebensaison-Handschuhe
- Eine winddichte Mütze mit Schutz für meine zarten Ohren
- Eine von diesen neuen, überraschend leistungsfähigen LED-Taschenlampen
- Ergänzungen der Bord-Bibliothek
- Unterlüftungsgewebe für die Unterseiten unserer Kojenmatratzen
- 2 leichte, bequeme (und deshalb mit dem festen Vorsatz des immer-Tragens behaftete) Rettungswesten
- Bootsmannsstuhl (in dem sich der Skipper, komfortabel sitzend, von der sportlichen Crew in den Mast hochkurbeln lässt)
Das sind natürlich nur die dinglichen Erfolge. Daneben gab’s aber auch noch jede Menge Informationen, Tipps und könnte-man-ja-mal-drüber-nachdenken-Anregungen. Könnte-man-ja-mal-drauf-sparen würd’s wahrscheinlich besser ausdrücken. Und natürlich der Pflichtbesuch bei Ulrike und Torsten auf dem Sirius-Stand, wo eine nagelneue Sirius 35 DS zu bewundern war. Die Segnungen der Moderne wussten wir als aufgeklärte Zeitgenossen gleich zum Ideen-Raub einzusetzen: die Relingspolster an der Sirius wurden mit dem Handy abfotografiert, um später als Vorlage für Sigrids kleine Nähmaschinen-Bastelei zu dienen. Auf dass die Rückseiten unserer zarten Köper nicht länger der einschneidenden Folter der stabilen, aber harten Rüm Hart’schen Umzäunung ausgesetzt seien.
Festzuhalten bleibt eine Veränderung unserer Besuchsstrategie: Unsere Zielobjekte sind andere. Wo Ole und ich früher mit maritimem Fernweh und träumerischem Blick durch die ausgestellten Schiffe gekrabbelt sind und daher vornehmlich die Hallen 4 bis 7 und vor allem 15 bis 17 ansteuerten, konnte ich mich diesmal stundenlang in den Hallen 10 bis 12 aufhalten, wo typischerweise Zubehör, Zusatzausrüstungen, Segelbekleidung und sonstiger nautischer Krimskams (ohne den man natürlich keinesfalls auf See überleben kann …) angeboten wird.
Was mache ich bloß, wenn Rüm Hart irgendwann mal wirklich komplett ausgerüstet sein sollte?
Eine Horrorvorstellung!