Diese Woche – Dienstag bis Freitag – ergeben sich 4 Kalender-unbelastete Tage, die ich für eine dringend notwendige Bastelsession nutze. Im Detail sieht das so aus:
Dienstag: Anreise, gegen halb drei bin ich am Boot. Der ist Himmel wolkenlos und die Hitze drückend. Boot und mich einrichten: alle Dachluken auf, Kühlschrank zu Höchstleistungen ermuntern, Koje beziehen, Tasche halb auspacken, Seeventile auf, Landstrom legen, dann Kaffee kochen und leichteste Bordklamotten anziehen. Bin angekommen. Schnell das neue Sonnensegel setzen. 31° im Schatten misst das Bordthermometer – draußen! Im Boot sind es trotz Sonnenblenden vor den Fenstern fast 40. Ich fahre zum Coop, da drinnen ist es wunderbar kühl. Zum Abendessen werde ich aufs Nachbarboot eingeladen. Alex kocht super leckeren Kartoffelstampf plus Möhrengemüse plus ein Gedicht von Bratwürstchen. Wolli kümmert sich sehr fürsorglich um meinen Flüssigkeitshaushalt und schafft eiskalte Getränkedosen heran mit schmackhaften isotonischen Inhalten. Dringend nötig, es ist schwül bis zum nicht-mehr-auszuhalten geworden. Die Klamotten kleben uns an den Körpern. Und dann platzt der Himmel. Es regnet nicht, es öffnen sich Schleusen und ihre üppigen Füllungen knallen nur so auf unsere Boote. Dazu ein Sturm, der die Schiffe im Hafen in Wallung bringt. Die Welt geht nicht unter, aber sie denkt offenbar gerade darüber nach. Eine halbe Stunde lang, dann ist alles vorbei. Wir öffnen die Kuchenbude und lassen erfrischend kühle Luft in unsere Dampfsauna.
Mittwoch: Sonne! Erbarmungslos. Ich trimme das Rigg, löse die Wantenspanner, prüfe mit der Federwaage den senkrechten Stand des Mastes, korrigiere und stelle neu ein. Immer wieder kleine Fluchten ins beschattete Cockpit. Wasser trinken und kurz durchatmen. Dann wieder nach vorn zum Mast. Mittags ein Imbiss und ein kurzer Mittagsschlaf in meiner relativ kühlen und dunklen Höhle unterm Salon. Kurz – so zumindest die Absicht. Tatsächlich werde ich erst nach über einer Stunde wieder wach. Kaffee und zwei tierisch süße holländische Cookies. Nachmittags Wartung der beiden Vorsegel-Rollanlagen. Hat auch schon mal besser geklappt, aber ich bleibe Sieger. Abends Nudeln mit Shrimps und Käsesoße. Höchstselbst gekocht und deswegen lecker. Plus Isotone aus der Grolsch Dose natürlich. Plus Espresso – wie immer.
Donnerstag: Der Tag der Winschen. Die selbigen sind nun seit 12 Jahren ungeöffnet und ungewartet. Ich lese von etlichen Kollegen im Segeln-Forum, dass die das jährlich machen. Mein schlechtes Gewissen hat also allen Grund, mir den Marsch zu blasen. Ich drappiere Sigrids alte Draußentischdecke um den Tatort damit mir nicht Teile über Bord springen, öffne die Steuerbordwinsch und finde ihr Innenleben eigentlich noch ganz propper vor. Hätte mir die Verschmutzungen lebhafter vorgestellt, das geht ja noch. Ich baue das Getriebe auseinander, reinige alles mit Waschbenzin, fette neu, setze neue Sperrklinken samt winzig kleine Federn ein und baue alles wieder zusammen. Und … ich bitte um Applaus … nicht ein Teil bleibt übrig. Der Praxistest mit der Kurbel ergibt eine deutlich leiser rasselnde und geschmeidig laufende Winsch. Vormittags die Steurbordwinsch, nachmittags die Kollegin von der Backbordseite. Und weil sich die Sonne verkrümelt und ein angenehm kühler Wind durch den Hafen zieht, die Fallenwinsch auf dem Dach gleich hinterher. Wo man doch schon mal dabei ist … Zur Belohnung will ich heute Abend bei Marjet (die Wirtin unserer Hafenkneipe) essen. Aber erstaunlicherweise ist geschlossen. Komisch. Na, fahre ich halt ins Dorf und esse einen Kibbeling im Kruitmoelen. Schon stehe ich geduscht und geschniegelt im Salon, da fällt mir auf, dass ich darauf eigentlich gar keine Lust habe. Marjet wäre schön gewesen, aber alles andere mag ich heute nicht. Zurück in den Bordstrampler, Topf auf den Herd, eine Dose Hühnersuppe aufreißen, Bauernjungs-Reste (Minisalami) reinschnibbeln und meinen Rest Camenbert kleinwürfeln und ebenfalls unterrühren. Ergibt eine echt leckere, sämige Suppe, die ich – zusammen mit den dringend notwendigen Flüssigisotonen – im Cockpit bei frischem Wind genieße.
Freitag (also jetzt): Fast 01:00 Uhr, ab in die Koje. Der weitere Plan: ausschlafen, Müsli-Frühstück, Boot reinigen und in den stromlos-Modus bringen, zusätzliche Achtersprings auf die Mittelklampen legen (Abstand vom Steg ist wichtig), einpacken und nach Hause fahren.
Hallo Manfred, bin im Moment zu Hause und habe gerade mit Genuss den Ablauf deiner letzten Tage gelesen. Da kommt schon wieder Vorfreude auf, wenn ich an meinen nächsten Besuch auf meiner Kia Ora denke. Freitag (also jetzt): Genau 01:20 Uhr, ab ins Bett und vom Boot träumen. 🙂
Wünsche Dir für morgen eine gute und sichere Rückfahrt. Herzliche Grüße Alex
Ich Schlafmütze! Natürlich nicht morgen, sondern heute eine gute Heimfahrt 🙂