Genuaschot

Ich hatte mich seinerzeit gegen vom Cockpit aus verstellbare Genuaschlitten entschieden. Mittlerweile bedauere ich das ein bisschen und habe vielfache Situationen in Erinnerung, in denen ich doch gern die Möglichkeit zum Feintrimm der Genua gehabt hätte. Außerdem macht sich nun, nach 6 Jahren, eine erste „Flatterhaftigkeit“ bei ihr bemerkbar. Heißt: sie fängt an im Achterliek zu killen. Vielleicht brauchte ich auch nur mal wieder einen Grund für ein paar Basteleien … 🙂

Eine Veränderung der Schienen und der Einbau von echten, verstellbaren Genuaschlitten kam nicht infrage. Zwar gibt es von Pfeiffer einen entsprechenden Bausatz, aber der ist nicht rollen- oder kugelgelagert und zu wenig untersetzt, um bei den zu erwartenden Lasten eine gewünschte Leichtgängigkeit gewährleisten zu können.

Also habe ich mich zur Lösung nach diesem Prinzip entschlossen. Ein Barberhauler, der mal nicht für den seitlichen Trimm einer Schot dient, sondern für deren senkrechte Verstellung und damit für eine Öffnung oder Schließung des Genua-Achterlieks. Im Detail:
1. Der eigentliche Genuaschlitten wird nach ganz achtern gesetzt.
2. Vorn auf der Schiene kommt ein zweiter Schlitten zum Einsatz.
3. An dem wird ein sog. low-friction-ring befestigt, durch den oben die Genuaschot läuft.
4. Zwischen low-friction-ring oben auf der Schot und Schlitten unten auf der Schiene wird eine Talje geschäkelt, die unten aus einem 3-Scheiben-Block besteht, und oben wird derselbe low-friction-ring als Umlenkung der laufenden Parten der Talje benutzt. Da laufen also 3 Leinen durch: die Genauschot plus 2 laufende Parten der Talje. Groß genug ist das Ding dafür.
5. Die Leine der Talje ist ein 6 mm Dyneema Tauwerk (grau), das sehr glatt ist und von Haus aus wenig Reibung erzeugt. Die Strippe ist nach achtern zum Cockpit umgelenkt und wird in Clamcleats belegt (auf dem letzten Foto unten links). Die rote Leine, die auf den Fotos ebenfalls zu sehen ist und in Curryklemmen gehalten wird, dient einem anderen Zweck. (Das Foto hier rechts zeigt die Bb-Seite, Blickrichtung nach achtern)
6. Den low-friction-ring habe ich mit 2 Gummiringen versehen, damit er mir nicht die Seitenscheiben einschlägt oder das GFK beschädigt

Warum oben kein normaler Block wie unten, der hätte doch für maximalen Leichtlauf gesorgt? Nein, das obere Ende der Talje sollte so leicht wie möglich und so gestaltet sein, dass mir auch eine schlagende Schot nirgendwo Macken reinhaut. Deswegen lieber der Ring mit den Gummis drauf.

Das Ganze funktioniert tadellos, ich kann den Schotwinkel vom Cockpit aus verstellen. Durch die Talje ist die Holeleine 5fach untersetzt, das sollte auch für kräftigere Windstärken reichen. Ich habe eine erforderliche Bruchlast von ca. 1.000 kg angenommen (die Genua hat 28 qm).

Für die Detailansicht lassen sich alle Fotos durch Anklicken vergrößern.