Aufrüstung

Rüm Hart ist jetzt bewaffnet. Mit einem Mörderdolch! Von dunklen Absichten aus dem Schattenbereich der an dieser Stelle wenig christlichen Seefahrt kann allerdings nicht die Rede sein. Im Gegenteil, es geht um – nein, nicht um Abschreckung – es geht um Prävention.

DSC02438 KopieAuslöser ist eine Beobachtung in einer Schleuse. Die achtere Festmacherleine des Bootes vor uns hatte sich derart verklemmt, dass die aufgeregte Crew keine Chance hatte, sie analog zur Fahrstuhl-Abwärtsfahrt nachzuführen. Das Boot begann schon, sich an der Schleusenmauer zu neigen, weil es achtern Steuerbord von der Strippe oben gehalten wurde, während es achtern Backbord und vorn seinem ablaufenden Element folgte. Geschrei an Bord, aber der Schleusenmeister in seinem erhöhten Kabäuschen bekam davon offensichtlich nichts mit. Zumindest wurde der Wasserstand ungerührt weniger. Als alle bereits auf das Ausreißen der Klampe warteten, hatte der Skipper auf einmal ein stattliches Messer in der Hand und säbelte die Festmacherleine mit zwei, drei Schnitten durch. Erleichtert plumpste sein Boot wieder in die Waagerechte. Erleichterung auch bei seiner Mannschaft und vor allem bei ihm selbst.

DSC02465 KopieDas war der Moment, der mir die Notwendigkeit eines griffbereiten Schneidewerkzeuges in Cockpitnähe sehr praxisnah vor Augen führte. Im Netz fand sich ein passendes Tauchermesser, das zum Schutz vor ungewollten Handhabungs-Nachteilen keine spitze Klinge hat, dafür aber einen für Leinen sehr effektiven Wellenschliff. Ein kleiner Umbau der dazugehörigen Hülle, und jetzt sitzt es griffbereit innen, aber in direkter Türnähe. Die steht bei mir sowieso zu 90 % offen. Und Strippen, die sich vertüddeln können, gibt es auf einem Segler jede Menge.

Eine andere Erweiterung – duchaus auch unter dem Sicherheitsaspekt – ist eine Handfunke. Selbstverständlich hat Rüm Hart ein fest eingebautes Funkgerät. Nun ist die Funkerei auf dem Ijsselmeer insofern etwas kompliziert, als eigentlich ständig drei Kanäle gleichzeitig abgehört werden müssten. Jetzt habe ich es so geregelt, dass die „große“ Funke permanent auf Kanal 16 läuft, während die Handfunke auf Kanal 10 aufpasst. Immerhin schon mal zwei. Und für die Eingeweihten: über dual-watch lässt sich zusätzlich auch 01 abhören. Macht drei. Außerdem kann ich jetzt mit der Funkerei wenig vertrauten Crewmitgliedern die Segnungen der digitalen Notruftaste nahebringen (in sehr freizügiger Auslegung der Regeln von Binnen- und Seefunk … Not kennt kein Gebot). Alles in Butter.DSC02504

Na ja … fast alles in Butter. Ein gewisser Hang zum Perfektionismus in Kumpanei mit meinem ästhetischen Empfinden haben mir gleich mal den Akku der Handfunke zerlegt. Freifliegende Kabel und Stecker gehen nun mal gar nicht. Also habe ich die dazugehörige Ladestation an das 12V-Bordnetz angeschlossen. Dabei muss es zu einer klitzekleinen Pol-Vertauschung gekommen sein. Auf jeden Fall braucht der Handfunken-Akku seitdem 3 Wochen um voll aufzuladen. Ein neuer kostet 25,90 € und ist bei Lepper Marine bestellt …

P1020367Die dritte Präventiv-Aufrüstung dieses Frühjahrs betrifft zwar ebenfalls das Boot, findet sich allerdings nicht an Bord, sondern am Heimatliegeplatz in Warns. Das Problem unserers Hafens ist eine zeitweilig unseelige Kombination von 3 verschiedenen Höhenmaßen: die der Heckpfähle unseres Liegeplatzes, des schwankenden Wasserstandes und der Rüm Hart’schen Freibordhöhe. Im Klartext: Wenn viel Wasser im Hafen ist, sind die Heckpfähle zu kurz für unser Boot. Dann gleitet die Scheuerleiste – deren Namen tatsächlich auch ihre Funktion erklärt – beim Einfahren in die Box nicht am Pfahl entlang, sondern der Pfahl exakt unter! der Scheuerleiste am polierten Rumpf. Und hinterlässt dort prompt unschöne Spuren.

Aber kaum ist ein dreiviertel Jahr vergangen, seit der Hafenmeister dieses Manko erkannt hat, und zack haben wir nun edelstählerne Verlängerungen auf den hölzernen Pfählen.

Ich sag ja – alles in Butter.P1020394