Gestern, als ich kurz mal bei facebook reinschaute, sah ich erschrocken die Nachricht seiner Familie, dass Wilfried Erdmann im Alter von 83 verstorben sei. Dieses treffende Foto begleitete die Info und zeigt ihn noch einmal so, wie ich ihn in Erinnerung behalten werde. Dieser Mann hat mich seit Jahrzehnten fasziniert. 2012 hatte ich hier in meinem Blog über ihn geschrieben, hatte zuvor mit ihm Kontakt aufgenommen, mich vorgestellt und um ein paar Fotos für den Beitrag gebeten. Die freundliche Antwort kam prompt, im Anhang eine Handvoll Bilder, die er für diesen Zweck freigab.
Was ich damals, vor 11 Jahren schrieb gilt nach wie vor, nur eine Aussage kann ich heute korrigieren. Ich schrieb: „Leider kenne ich die Beiden [Astrid und Wilfried] nicht persönlich …„. Ich ahnte nicht, dass sich das schon bald ändern sollte. Ein oder zwei Jahre später traf ich Wilfried und Astrid Erdmann anlässlich der boot in Düsseldorf im Messehotel. Sie saßen in der Bar als ich reinkam, um ein Feierabend-Bier zu genießen. Als sie gehen wollten stand ich auf, stellte mich vor und nutzte die Gelegenheit, mich persönlich für die Fotos zu bedanken. Es entwickelte sich ein minutenlanges Gespräch. Beide waren viel mehr Zuhörer und Fragesteller als Erzähler der eigenen Geschichten. Bescheiden, zurückhaltend, leise, dabei von großer Offenheit – so meine Wahrnehmung.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Menschen getroffen zu haben, der so unfassbar Großes so ruhig und still vollbracht hat (siehe Link oben und unten). Bei den allermeisten wäre die mediale Vermarktung in einem – für Erdmann’sche Maßstäbe – grotesken Umfang die unausweichliche und möglichweise sogar gewollte Folge. Ja, auch Wilfried Erdmann hat von seiner Vermarktung gelebt – in Form von sehr guten Büchern, Vorträgen, gelegentlichen Artikeln in der Yacht und sehr seltenen Auftritten im Fernsehen. Kein Vergleich also zu den üblichen, medialen Hypes der heutigen Zeit. Wobei gerade letzteres, die Auftritte im TV, überhaupt nicht sein Ding waren, was auch nicht zu übersehen war und von ihm ganz offenbar als notwendiges Übel genommen wurde.
Ich habe die meisten seiner Bücher gelesen, und er wurde mir zu einem meiner Vorbilder. Gar nicht so sehr seglerisch, dafür war er mir Galaxien voraus und unerreichbar. Nein, viel mehr in seiner bodenhaftigen in-sich-selbst-Ruhe, seiner ernsten Gelassenheit und seinem unglaublichen Durchhaltewillen und -vermögen.
Wer ihn nicht so gut kennt, mehr über ihn erfahren und die erwähnten Fotos sehen möchte, der nutze diesen Link zu meiner Geschichte von 2012 über ihn. Meinen Vorschlag von damals wiederhole ich hier aber nur allzu gern: „Sein Schiff, DAS Erdmannsche Symbol-Schiff schlechthin, die Kathena Nui, gehört […] ins Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven„. Und zwar an sehr prominente Stelle!
Hallo Manfred,
du sprichst mir aus der Seele.
Wir haben ihn vor ungefähr13 Jahren spontan an der Schlei besucht und er war tatsächlich zu Hause. Wir hatten an der Schlei mit unseren kleinen Kajütbooten halt gemacht und einfach bei ihm geklingelt.Er setzte sich mit uns in seinen Garten, erzählte von seinem neuen Buch, sehr bescheiden und ruhig und interessierte sich sogar für unsere Unnas. Sein Verhalten hat mich damals bis heute total beeindruckt und mich für den Segelsport begeistert. Er zeigte uns damals seine Kathena nui und signierte unsere Bücher. Den Tag werde ich nicht vergessen. Später haben wir ihn noch einige Male auf der Messe getroffen und all seine Bücher von ihm persönlich signieren lassen. Ein großes Vorbild! LG