„Bagenkop bietet recht gute Möglichkeiten der Versorgung (u. a. Bernnstoff und Schiffsausrüstung)„. So steht’s im Hafenführer des NV-Verlags. Hallelujah. Da steht nicht, dass die Dänen mir dann doch noch mal eine kleine Prüfung in den Weg legen. Mit ca. 15 Ltr. Diesel-Restvolumen im Tank lege ich heute Nachmittag an, gleich direkt vor der Zapfsäule. Schließlich soll es morgen quer rüber bis in den Eingang der Kieler Förde gehen, bei null Wind.
Ja denkste Puppe, sooo einfach ist das hier nicht. Karten aller Art nimmt der Tankautomat nämlich nicht. Scheine will er, dänische Scheine. Hab ich aber nicht mehr, nur noch Münzen. Na gut, ich falte mein Rad auseinander und radel los, irgendwo wird es hier ja einen Geldautomaten geben.
Ein dänisches Urlauberpärchen aus Kerteminde klärt mich auf: kein Geldautomat, seit einem Jahr abgebaut. Der nächste ist in Humble. Sind auch nur 15 km.
Aber – sagt er – versuch es doch mal im Bruggsen Supermarkt. Vielleicht geben die dir Geld raus auf deine Kreditkarte. Und er sagt noch was: wir gehen mit und helfen dir. Der Wahnsinn! Zu dritt dackeln wir die wenigen hundert Meter zum Laden, und tatsächlich schaffen die Beiden es, die diensthabenden Mädels zu gutem Willen zu überreden.
Mehr kommt aber nicht dabei heraus. Zu fünft kriegen wir es nicht hin, das Kassensystem zu überreden, mir nach Karteneinschub Kohle auszuzahlen. Sch…ade!
Meine beiden Begleiter wollen mir tatsächlich ihr Auto leihen, damit ich fix nach Humble zur cash machine düsen kann. Diese vertrauensvolle Hilfsbereitschaft haut mich um. Nein, es muss doch noch andere Möglichkeiten geben. Wie ist es mit Abendesssen, kann man hier irgendwo essen gehen? Klar, sagen die Mädels, wir haben hier einen Kro, sind nur 100 m.
Toller Laden, und nachdem ich dort drei verschiedenen Menschen mein Problem erklärt habe, greift der vierte, der Chef, ins Portemonaie, gibt mir 400 DKR, nimmt meine Kreditkarte und bucht den Betrag wieder ab. Zack! Living can be so easy.
Das Essen (Buffet) ist superlecker, und ich verfutter meine restlichen dänischen Münzen. Pfiffig wie ich bin, hab ich VOHER nachgesehen, ob der Duschautomat Münzen haben möchte. Nein, will er nicht. Ich kann hemmungslos zuschlagen. Und morgen früh für 400 DKR tanken. Bin gespannt.
Anmerkung: die Fotos (anklicken!) haben nichts mit der Story zu tun (bis auf das aus dem Kro), stammen aber aus dieser Woche. Besonders werden mir die sehr stillen Stunden auf total glattem Wasser während des Törns von Søby zur Südostspitze von Avernakø in Erinnerung bleiben, als Himmel und See beinahe verschmolzen. Und dort, vor Avernakø, die letzte Ankerbucht und -nacht dieser Reise, mit einem Schnorchelgang in schon ziemlich kaltem Wasser. Und Anne und Robert mit ihrer ‚Lekker‘. Wir sind uns mehrfach über den Weg gesegelt und haben bemerkenswerte Stunden miteinander verbracht. Danke Ihr Beiden! Und die insgesamt fünf oder sechs Schweinswal-Sichtungen dieser Woche.
Ach ja: keine Sorge, der Bart ist wieder ab. War ein 3-Wochen-Experiment auf unbewusste Anregung von Lisa. Steht mir nicht.