Göta Schleusen

Kommen wir zum Ernst des Lebens. Wir schleusen. Wir schleusen uns durch den Göta Kanal. Und das geht so:

Der Skipper setzt seine Herzensdame direkt vor der Schleuse an einem klitzekleinen Steg ab (dabei muss man sich schon für die richtige Seite entscheiden). Die schnappt sich die vorbereitete Heck- und Bugleine (letztere sehr lang, in unserem Fall 20 m), springt von Bord und begleitet Rüm Hart wie einen Doppeldackel an der Leine während der Einfahrt in die Schleusenkammer. Das Leinenmädel muss ein bisschen klettern, wir reden im Moment ja vom Aufwärtsschleusen, und zum Schluss sieht die Situation so aus: Dame oben an der Schleusenkante, Rüm Hart unten in der Schleuse. Empfehlenswerterweise an derselben Schleusenseite an der oben das Herzblatt wartet.

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Sobald Rüm Hart ihren Platz an der glatten Schleusenwand gefunden und Fahrt rausgenommen hat, wird die achterliche Leine oben ziemlich genau über dem Heck belegt. Der Skipper holt unten dicht und belegt seinerseits die Strippe auf der Heckklampe. Sofort nimmt die Dame oben Fahrt auf, saust nach vorne, so ca. 5 m über den Bug hinaus und wirft die gleichnamige Leine ebenfalls über einen der Eisenringe. Nicht durch den Ring durchziehen. Ring nur hochklappen, Leinenauge drüber, Ring wieder runterklappen. Hält!

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Jetzt hat die beste aller Leinenläuferinnen erstmal Pause. Der Skipper da unten in seinem Schiffchen, der eben noch seinen Dampfer zentimetergenau an allen hervorstehenden Gemeinheiten vorbei an die Schleusenmauer gezirkelt hat, holt nochmal tief Luft und dann die Bugleine über seine Seitenwinsch dicht. Ja Winsch! Die Leine ist nämlich am Bug nach achtern umgelenkt und genau deshalb so lang, damit der Skipper sie vom Cockpit aus führen kann.

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Jetzt ein fertig-Zeichen zum Jungspund von Schleusenmeister (alles Studenten im Sommerjob), und der/die öffnet per Fernbedienung die Schieber im vorderen Schleusentor.

Halt! Was haben wir vergessen? Richtig, es ist ein alter Trick aller Schleusenwärter weltweit vorher das hintere Tor zu schließen. Aber das ist ein anderer Knopf auf der Fernbedienung.

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So, und jetzt strömt’s. Je nach Lust und Feingefühl des Meisters an der Fernbedienung mehr oder weniger heftig, mehr links oder mehr rechts. Der Skipper hingegen sitzt auf der Seite seines Cockpits, die Winsch zwischen den Beinen und kurbelt sich die Arme lang. Naja, zumindest, wenn er ganz nach vorne musste, weil hinter ihm auch noch irgendwelche Kollegen rein wollten. Wenn man allein oder nur zu zweit in die Kammer fährt, bleibt man weiter hinten, da ist es erheblich ruhiger.

Die Achterleine bleibt unberührt, die Lage des Bootes an der Schleusenwand wird einzig und allein über die Spannung der Bugleine kontrolliert. Fender sind entscheidend wichtig, soll das Äußere des Schiffsrumpfes nach fast 60 Schleusen noch Ähnlichkeit mit dem Zustand vor der ersten in Mem haben.

IF

Irgendwann kommt man oben an, löst die Leinen von den Ringen, darf auf keinen Fall vergessen, seine Landfrau wieder einzusammeln und dampft seines Weges. Dabei das Öffenen des vorderen Schleusentores abzuwarten ist von Vorteil.

Sollte es sich allerdings um eine Schleusentreppe handeln, führt Mylady den Dampfer erneut und wie gehabt an zwei Leinen direkt in die nächste Kammer des Schreckens. Manchmal erfreut sie des Skippers Herz aber auch mit einem kleinen Sprint längs des kurzen Kanalweges zwischen zwei Doppelschleusen (auf dem Beweisfoto links, anklicken)

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Okay, lassen wir mal die sprachliche Flapsigkeit beiseite, und dann darf man sagen, dass Sigrid und ich die Schleuserei spätestens seit der dritten oder vierten sehr gut im Griff haben. Ja, es macht sogar Spaß. Was wäre auch der Göta Kanal ohne diese frühen Wunderwerke der Bautechnik.

Passend dazu: die August-Kolumne für die Zeitschrift segeln. Siehe auch im Hauptmenü oben rechts.

Einen Nachtrag mit einem kurzen Video dazu gibt’s HIER.