Okay, Minimalziel erreicht

Jetzt kann ich es ja sagen: mein Minmalziel Stockholm liegt hinter mir, ohne dass ich dort gewesen wäre. Bin nur dran vorbei gesegelt. Rein kommt später. Und jetzt darf ich auch – Fanfare! – verkünden, dass ich mein heimliches Ziel ebenfalls erreicht habe: die Übersegelung des 60. Breitengrades. Geschafft! Nicht schlecht, oder? Alles was jetzt noch hier oben kommt ist Zugabe, bevor es dann mit Sigrid durch den Götakanal wieder nach Westen geht.

Den Verlauf des Sechzigsten sieht man auf dem Globusfoto (anklicken). Es ist die waagerechte Linie, die knapp nördlich Stockholm und ebenso knapp südlich Oslo verläuft. Die diagonale Linie ist übrigens die momentane Tag-/Nachtgrenze. Es ist kurz nach 23 Uhr Ortszeit. Die Sonne hat sich vor einer halben Stunde hinter den Wald am Horizont verkrümelt. Trotzdem ist es taghell draußen. Wegen des kalten Windes sitze ich drinnen im Salon, schreibe und – spare Strom. Keine künstliche Beleuchtung ist notwendig.

Zwei freiwillige Hafentage habe ich nach der Ankunft aus Schweden in Mariehamn eingelegt. Mit der Entscheidung wie es weitergeht habe ich mich schwer getan. Finland? Åland umrunden? Zurück nach Schweden? Schließlich habe ich mich doch für Finland, genauer gesagt Turku, entschieden. Ich will mal sehen, ob ich es bis zum kommenden Wochenende nach dorthin schaffe. Muss ja auch noch wieder zurück. Ende Juli bin ich mit Sigrid in Stockholm verabredet, und für den Rückweg bleibt auf jeden Fall das Gegenwindrisiko

Rüm Hart gaaaanz hinten/oben

Heute Nachmittag bin ich in Rödhamn, ganz im Süden der Ålands eingelaufen. Nach hiesiger Lesart ist das zweifellos ein Hafen. Die Niederländer würden über so eine „Status-Anmaßung“ die linke Augenbraue erheben. Auf jeden Fall ist es schön idyllisch. Die Hafenpier ist ein langer Steg, der sich kurvig an die felsige Küstenlinie schmiegt. Davor liegen die Boote vor Heckbojen eng aneinander. Das Ganze in einer offenen Bucht, die dem Auge was bietet und direkt am Schärenfahrwasser liegt.

Einladend ist auch die Aufforderung im Hafenführer, auf jeden Fall festes Schuhwerk zu tragen. Warum? Weiß jemand was crossed viper sind? Hab ich heute auch gelernt, im Gespräch mit dem Hafenmeistermädel: Kreuzottern. Die sind hier auf der Insel nicht gerade selten, erzählt sie mir, und ich möge doch besser meine Crocs gegen „biteable boots“ tauschen. Hab ich dann auch gleich eingesehen, das mit den Schuhen … 🤭. Allerdings bekomme ich nicht ein einziges dieser lieben Tierchen zu sehen auf meinem ausführlichen Inselrundgang.

Diese schiere Idylle animiert dazu endlich mal den Cobb-Grill auszupacken und das Entrecôte zu bruzzeln. Dazu gibt’s gurkenlastigen Kartoffelsalat – trotzdem lecker! So’n Teil ist klasse, weil es von außen nicht heiß wird. Man kann wirklich im Cockpit grillen.

Meine Nachbarn treffe ich das zweite Mal in den letzten Tagen. Sechs Franzosen mit einer gecharterten Dufour 34. Ich werde zum Whiskey eingeladen, und später habe ich die ganze Truppe zur Schiffsbesichtigung bei mir an Bord. Gott sei Dank ist einigermaßen aufgeräumt. Nur meine frisch gewaschenen Unterbuxen liegen noch ungefaltet auf der Bugkoje. Hab aber hinterher nachgezählt – sind alle noch da …

Quatsch – Scherz – sind sehr nette Menschen aus Grenoble (Schatz, wir sind eingeladen). Und wir machen auch noch gegenseitig Fotos voneinander.

Morgen geht’s weiter Richtung Osten. Bin gespannt.

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