Neue Zeiten

Mein Foto der Woche. Geschossen gestern Abend vor Fejan, einer Insel im äußeren Stockholmer Schärengarten. Es versöhnt mit den metereologischen Böcken, die die gesammelten Wettergötter sich tagsüber geleistet haben. Der Weg nach Fejan ist kein leichter. Eine Front nach der anderen kreuzt meinen Kurs. Ich nach Norden, die Fronten von Westen, also von Backbord kommend. Der Wind ist stark, erreicht aber keine Sturmstärke oder sowas. Aber es regnet fast während der ganzen Tour. Nur kurz mal unterbrochen – von Wolkenbrüchen.

P1000499 bearb kleinIn Fejan liege ich zusammen mit einer finnischen Familie, die mit drei Booten unterwegs ist. Ich habe meine Leinen noch keine 10 Minuten fest, da sitze ich schon mit einem von ihnen auf seinem Boot und er weist mich in die Geheimnisse finnischer Sportbootkarten ein.

Heute Morgen lege ich sehr früh und sehr leise ab. Die Finnen schlafen alle noch, es ist halb sieben. So leise wie es geht schleiche ich mich von dannen. Kaum Wind, eine dreiviertel Stunde unter Motor durch enge Schärengebiete, dann hält der Diesel seine vorlaute Klappe. Ruhe, die Segel oben, die freie Ostsee vor mir. Lasse die letzten Schären rechts liegen und bin draußen. Aufatmen. Endlich mal wieder ein Blick auf den Horizont – so toll diese Insellandschaft auch ist. Vor allem sind die teilweise sehr engen und verzwackten Schärenfahrwasser eine Frage hoher Konzentration. Besonders wenn du Navigator, Steuermann, Bootsmann, Fotograf und Teeküchenchef in einer Person bist.

Sehr viel Verkehr unterwegs, vor allem durch die Fähren Stockholm – Mariehamn – Turku – Helsinki. Und sauschnell sind die. Diese hier überholt mich im spitzen Winkel mit 23 Knoten! Fast 45 km/h.

Nach 10 Stunden erreiche ich den Osthafen von Mariehamn, die Hauptstadt der Ålands, der autonomen Inselgruppe zwischen Schweden und Finnland. Die stehen zwar unter finnischer Verwaltung, sprechen aber schwedisch. Und haben ihre eigene Flagge, ein gelb-rotes Kreuz auf blauem Grund. Weht natürlich jetzt als Gastlandflagge unter meiner Steuerbord-Saling. Ein Höflichkeits-Muss.

Und tatsächlich gibt’s hier neue Zeiten. Die Uhren müssen eine Stunde vorgestellt werden, auf finnische Zeit. Dass ich mit Rüm Hart mal die Zeitzone wechseln werde, hätte ich auch nicht gedacht.

Morgen ist Hafentag, freiwillig. Große Wäsche, Sightseeing, Boot reinigen, Seekarten kaufen. Und: mein Knie pflegen. Das macht mir nämlich zum zweiten Mal auf diesem Törn seit drei Tagen ziemliche Probleme. Werde mal mein Rad auspacken, vielleicht hilft das.

mirror-ysterious 😀

Wegen der Fotolastigkeit dieses Beitrags nochmal der Hinweis: alle Fotos gelangen auf wunderbare Weise, nämlich durch Anklicken, zur vollen Größe. Wie immer.

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