Da bin ich wieder. Zwei Nächte und fast drei (angebrochene) Tage war ich in und auf Harstena. Eine Schäreninsel mit einer wirklich wunderschönen, tiefen und absolut ruhigen Ankerbucht. Eigentlich will ich nur eine Nacht bleiben, aber Rainer kommt mir mit seiner Swantje hinterhergedüst und so können wir uns endlich mal treffen, klönen und Weißweinschorle süppeln. Letzteres deutet den Sommer an, und der scheint tatsächlich mittlerweile da zu sein.
Nun ist aber Notstand im Kühlschrank eingetreten. Vor allem, nachdem ich mich erfolglos in den Ort Harstena im wahrsten Sinne des Wortes durchgeschlagen habe, zum dortigen Kiosk oder Bäcker. Der Pfad ist dschungelartig, eine Machete wäre nicht schlecht, obwohl es schade um die üppigen und farbenfrohen Gewächse wäre. Andernorts bricht Zeckenpanik aus. Nach den Warnungen die ich bekomme, fängt es prompt überall an zu jucken …
Achso, erfolgos deshalb, weil schlicht alles noch im Winterschlaf liegt. Das Dorf ist schön, aber leblos. Ich treffe zehn Touris und zwei Einwohner. Keinen Kaufmann, keinen Bäcker. Alles geschlossen.
Heute früh bin ich also Ankerauf gegangen, habe mich vorsichtig aus der teilweise engen Bucht rausgeschlichen (Felsen unter Wasser) und einen inoffiziellen Weg zum nächsten offiziellen Fahrwasser nach Norden gesucht und gefunden. Arkösund heißt der Ort meiner Wahl. Genauer gesagt liege ich in einem Naturhafen auf der Insel Snedskär vor Arkösund. Sehr einfach, sehr schnuckelig. Strom gibt es am Steg, aber Leitungswasser gibt es auf dem ganzen Inselchen nicht. Nur Ostseewasser.
Eigentlich bin ich hierher, weil ich erstens einkaufen und zweitens mich selbst ausgiebig unter die Dusche stellen will. Entsprechende, paradiesische Einrichtungen der Zivilisation verspricht zumindest der Ostseeführer. Supermarkt? Die Hafenmeisterin schaut mich zweifelnd an. Im Ort gäbe es einen kleinen Kaufmann. Aha, und wie komme ich dahin? Sie kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, drückt mir ein altes Fahrrad in die Hand und zeigt auf einen „Weg“ über die Felsen. Abenteuerlich! Was die Schweden alles so Weg nennen … Dazu gehört auch eine kleine handbetriebene Fähre – sehr wackelig und garantiert nicht kentersicher.
Sieben Kilometer hat sie mir gesagt. Gefühlt sind es siebenundzwanzig. Mein Hintern beschwert sich über den kaum vorhandenen Sattel, meine Knie über die viel zu niedrige Sattelhöhe. Verstellen unmöglich. Aber ich bekomme was ich brauche – Eier, Milch, Äpfel, Kekse, Schokolade, Erdnüsse, Lachs und Kuchen. Eine sehr ausgewogene Ernähung!
Fix und alle bin ich als ich wieder am Boot ankomme. Duschen gibt es nicht, nur einen Strand. Oooookay – Badehose an und ab in die Ostsee. Damit sind wir beim stahlharten Naturburschen aus der Überschrift. Zugegeben: ganz kurz, aber ich war drin. Mein malträtierter Allerwertester hat es mir gedankt.
Zum Schluss: Rüm Hart mit Häubchen. Sonne macht mich immer so … genau: lethargisch, müde und schlapp
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Super lustig geschrieben! Weiter so!