Auf nach Bremen

„Bin gespannt, wie lange ich nicht mehr autofahren werde“ – habe ich mich im letzten Beitrag gefragt. Antwort: nicht lange. Bitteschön, mein Leihwagen, heute am Hauptbahnhof in Kiel abgeholt. Und das hier ist die Ursache: meine Bordheizung, schön fertig Transport-fähig verpackt. Zum zweiten Mal hat sie den Geist aufgegeben und nur die Fa. Bukh in Bremen ist in der Lage sie zu reparieren. Sicher ginge das auch alles auf dem Postweg, würde aber natürlich länger dauern und wäre genauso teuer wie ein Leihwagen (ohne Spritkosten allerdings). Montagmorgen um neun muss ich in Bremen sein und bekomme sie hoffentlich noch am gleichen Tag wieder mit, damit ich sie abends einbauen kann. Drückt mir die Daumen … 

Es ist Samstagabend und wird also Zeit für einen Wochenbericht. Sonntagabend, auf Norderney, ist Ole an Bord gekommen, nachts hat es gestürmt ohne Ende. Böen von über 35 Knoten (im Hafen!). Morgens aber war alles mehr oder weniger friedlich. Nur, wie sieht die See draußen aus, vor allem im Gatt zwischen Juist und Norderney? Also stiefel ich – dem Tipp eines Freundes folgend – zum DGZRS Rettungskreuzer rüber und hole mir einen Rat. Die Besatzung ist außerordentlich freundlich. „Es wird ein bisschen schaukeln, aber lebensgefährlich ist das nicht“. Leinen los. Ja, im Gatt brodelt es tatsächlich ein bisschen, aber weiter draußen und auf Ostkurs ist das alles moderat und machbar. 1,5 bis 2 m Welle, einzelne auch höher, steckt Rüm Hart locker weg. Aber körperlich anstrengend ist die Schaukelei schon.

Es dauert, bis wir die Jade- und Wesermündung queren und endlich in die Elbe abbiegen können. Immer näher kommen uns die dicken Pötte. Nach über neun Stunden kommt Cuxhavens Kugelbarke in Sicht, nach zehneinhalb machen wir in der Citymarina fest. Max mit seiner älteren, aber sehr gepflegten Sirius 26 „Nonsuch“ bildet unseren Geleitschutz, macht Fotos und lädt uns für ein erstes Bier zu sich an Bord ein. Max hat letztes Jahr eine bemerkenswerte Ostseereise mit weit über viertausend Seemeilen gemacht. Natürlich haben wir Gesprächsstoff.

Noch schöner: Wibke arbeitet zur Zeit im Klimahaus in Bremerhaven und kommt für ne Pizza und nen Absacker an Bord der Rüm Hart nach Cuxhaven gefahren. Ole und ich freuen uns. Aber so ist das, wir segeln uns da draußen nen Wolf und die setzt sich mal eben für ne halbe Stunde ins Auto …

Dann der Nord-Ostseekanal am nächsten Tag. Eine besondere Geschichte, und ich werde auch gesondert darüber berichten. Mittwoch Abend erreichen wir jedenfalls die Kieler Förde. Ich habe mir einen Liegeplatz in der Marina in Mönkeberg am Ostufer besorgt. Um kurz nach sieben am Abend machen wir bei kräftigem Nortdwest fest. Der Hafenmeister empfiehlt ein nahes Steakhaus, und tatsächlich ist selbiges den kurzen Fußweg wert. Lecker und nicht teuer.

Für die nächsten zwei Tage ist Großbaustelle auf meinem Schiff angesagt. Ole fährt mit der Bahn nach Hause und ich versuche, den drei Mitarbeitern der Sirius-Werft nicht allzu sehr im Wege zu sein. Es sind noch ein paar Dinge im Rahmen einer erweiterten Garantie zu erledigen, und der Schaden des Fäkalientanks-Mallheurs wird behoben. Jetzt ist alles wieder schick. Und mein Schiff trägt endlich stolz seinen Heckanker, den mir meine erweiterte Familie zum Sechzigsten geschenkt hatten.

Seit gestern bin ich nun wieder allein an Bord, alle Handwerker sind weg, Ole seit Donnerstag wieder zuhause. Neptun sei Dank haben wir zum ersten Mal frühlingshafte Temperaturen mit leichtem Wind und viel Sonne. Da macht basteln am Boot Spaß, und jetzt verfügt mein Schiff über eine Fernbedienung für den Autopiloten. Luxus pur! Ein Wiedergutmachungs-Geschenk von Raymarine und Sirius für heftige, aber vergangene Probleme mit der Bordelektrik. Sehr fair!

Mein „today’s hero“ aber ist mein kleiner elektrischer Heizlüfter, den Sigrid mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Ohne ihn würde ich mir – genau – selbigen abfrieren. Siehe oben. Wenn ich mich zum nächsten Wochenende wieder melde, hoffe ich doch sehr, von einem endgültigen und reibungslosen Start erzählen zu können. Falls ich denn Montagabend meine Heizung wieder zum Leben erweckt habe …

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