Wenn ich einmal in Fahrt komme … . Deshalb gibt es noch einen Nachschlag zum letzten Eintrag. Da hatte ich mich weitestgehend auf die gestellten Fragen konzentriert – und es wurde schon lang genug. Ein paar Dinge sind aber noch zu erwähnen, dann erst ist das Bild vollständig.
Unverzichtbar: die Pinnensteuerung! Nach wie vor bin ich heilfroh, dass ich mich damals gegen die massive Steuersäule im Cockpit und für die Pinne entschieden hatte. Gerade weil ich oft allein unterwegs bin, gibt mir das beim An- und Ablegen eine Bewegungsfreiheit in der Plicht, die ich sonst arg vermissen würde. Und wenn ich mir vorstelle, dass so ein Boot regelmäßig mit mehr als zwei Leuten gesegelt wird, dann scheidet meiner Meinung nach die Radsteuerung komplett aus.
Wer dazu Fotos sehen möchte, der schaue doch mal kurz in diesen Artikel vom April 2014, als ich mir Gedanken über einen Plotter gemacht habe.
Wird nicht vermisst: das Bugstrahlruder. Auch das hatte ich seinerzeit bewusst weggelassen, weil ich der Meinung bin, dass es möglich sein muss, ein unter-10-Meter-Schiffchen auch ohne zu manövrieren. Und – ich klopf mir selbst auf die Schultern – ich habe Recht behalten. Es geht sogar ganz wunderbar, die Sirius ist sehr wendig. Vor allem dann, wenn einem der Begriff „Manöverleine“ nicht ganz fremd ist …
Na ja: die Funktion „Power Stearing“ an der Innensteuerung. Torsten Schmidt war ehrlich und riet von der klassischen Radsteuerung am Innensteuerstand ab, weil das Ding ein reichliches Spiel hat. Das ist wohl auch richtig, ich habe das zumindest von anderen Sirius-Eignern immer wieder bestätigt bekommen. Statt dessen haben wir eine Raymarine ST8002 Bedienkonsole für den Autopiloten innen. Das Teil auf dem linken Foto mit dem kleinen, runden Knopf, mit dem unter anderem das Ruder direkt bewegt werden kann. Power Stearing nennt sich das Ganze. Und wie funktioniert das? Es geht so. Technisch klappt das ganz prima, aber ein Steuergefühl stellt sich damit überhaupt nicht ein. Man eiert ganz schön rum. Sicher auch deshalb, weil der Knopf nur in Rasten zu bewegen ist. Auf einem engen Kanal mit viel Verkehr wollte ich damit nicht fahren müssen.
Da ist es besser, mit dem Autopiloten zu fahren und mit dem selben Drehknopf die Kursvorgabe analog zur gewünschten Richtung zu regeln. Und in dem Moment ist der Innensteuerstand wieder eine Wucht.
Fehlkonstruktion 1: die beiden seitlichen Klappfenster. Eigentlich zur Querlüftung unabdingbar. Aber wenn man sie bei Regen öffnet, also dann wenn die Lüftung besonders notwendig wird, tropft es unweigerlich herein und man muss ständig wischen. Vergisst man das mal, läuft es auf der Backbordseite hinter die Polster ins Bücherregal, das sich dort versteckt. Bei „richtig“ Regen übrigens viel heftiger, als es das Foto zeigt.
Fehlkonstruktion 2: die Lüftung des Ölzeugschranks hinter dem Steuermannsitz. Grade heute hatte ich dort wieder eine wahre Tropfsteinhöhle, und ohne dass nasse Klamotten drin hängen! Man muss die Tür ständig offen stehen lassen. Eigentlich gehört dort – in die Tür – ein Lüftungsgitter rein. Könnte man ja in die untere Hälfte reinschneiden, die dann durch den herunter geklappten Sitz verdeckt wird. Ich denke gerade über einen kleinen 12V-Autolüfter/-heizer nach, so einen von Waeco, der im Auto eigentlich in den Fußraum gebaut werden soll.
Toll: der Stauraum einer Sirius! Überall und in jeder Ecke gibt es Fächer – und das Schönste: in die passt richtig was rein. Wir nutzen bei weitem noch nicht alles, zum Beispiel die komplette Fläche unter der Eignerkoje (das ist die unterm Salon). Die ist allerdings auch von allen am schwierigsten zugänglich. Man muss erst Matratzen bewegen. Vielleicht könnte sich die Werft da mal was einfallen lassen. Ein Hebesystem mit Stoßdämpfern oder Ähnliches, das den entsprechenden Matratzenteil gleich mitbewegt.
In diesem Zusammenhang müssen natürlich die Backskisten erwähnt werden – ich kann mich drin verstecken. Für die an Backbord gibt es einen schönen und sehr praktischen Ausbau. Ein Regal, in das Curverkisten reinpassen. Für die Steuerbordseite wurde/wird(?) sowas werftseitig nicht angeboten. Da muss man sich selbst helfen. Dabei wäre es sehr praktisch, wenn etwas Ähnliches gleich von der Werft erledigt werden könnte. Denn erfahrungsgemäß wird ja der Inhalt einer Backskiste umso undurchschaubarer je größer sie ist. Und die der Sirius sind groß … In unserer an der Steuerbordseite befinden sich: zwei Fahrräder, ein Außenborder, ein gefüllter Segelsack (Code-0), Paddel, Verlängerungskabel, Gartenschlauch, vorübergehend der Heckanker samt Rolle, ein Bootsmannstuhl und manchmal ich – plus ein Haufen weiterer Kleinigkeiten.
Apropos: Für die Backskistendeckel gibt es heute Stoßdämpfer/Heber – das Foto stammt von einer 35. Sehr empfehlenswert. Mir ist mal einer im Seegang in den Nacken gefallen, weil sich die Gummischlinge, die man zur Sicherung des offenen Deckels über die Winsch legt, für eine spontane Knotenöffnung entschied. DAS tat weh, sauschwer so’n Deckel!
Diesen Eintrag schreibe ich in Delfzijl, auf niederländischer Seite der Emsmündung. Sigrid und ich haben das Boot in vier Tagen über die Staande Mastroute vom Ijsselmeer bis hier her gebracht, und Siggi musste heute aus beruflichen Gründen abmustern. Ich liege im Hafen „Neptunus“, genieße die Lichterszene des Industriehafens, die ich wie ein 360°-Panorama um mich herum habe. Die Heizung bullert, das Bier ist kühl, das Abendessen war lecker (aber zuviel), und mit Lüften und Heizen halte ich die Scheiben beschlagfrei. Morgen früh bei Niedrigwasser und mit der auflaufenden Tide geht es auf die Ems, über den Dollart, an Emden vorbei bis nach Papenburg. Dort wird Rüm Hart Winterschlaf halten. Und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Saison mit ihr.
Hallo Manfred,
schön immer wieder zu lesen, auch wenn ich bekanntlich einen anderen Dampfer segele. Auf jeden Fall sehr interessante Sichtweisen.
Aber eine Anmerkung sei mir erlaubt:
Dein Autopilot funktioniert wohl so ähnlich wie meiner. Ich habe zwar keinen Innenstuerstand, habe aber zu meinem Autopilot eine Fernbedienung (kabellos). Geiles Teil! ich bin schon (Anfangs) Einhand auf dem Vorschiff sitzend durch einen Pulk Segler unter gennakker gezirkelt und alle haben sich gewundert warum der Kahn Slalom fährt ohne Besatzung. Allerdings kann ich bei meiner Fernbedienung Gradgenau verstellen. Also erheblich präziser als Du mit einem Stellrädchen.
Aber….:
Der HAKEN: Da der Autopilot nach eingebautem Gyro Kompass steuert gibt es schon mal Probleme. Gnadenlos brutal sind Unterwasserkabel in der Ostsee (stehen zum Glück ind er Karte), aber auch im Ijsselmeer gibt es sowas in abgeschwächter Form. Da zirkelt der AP mal eben fast nen Vollkreis (Ostsee)hin! Genau so bemerkenswert sind nahe Spundwände aus Stahl… Da ist nix mehr mit Erdmagnetfeld, da überwiegt dann offensichtlich das Magnetfeld der Spundwände – kann man sich ja auch denken! Deshalb kann man die AP auf Kanälen und engen Fahrwässern NICHT einsetzen! Mir ist es passiert, ich wollte mir nur kurz meine Cola unter der Sprayhood holen, dass mein AP in der Nähe einer Spundwand (ca. 30m entfernt) schlagartig den Kurs gewechselt hat! Hätte ich nicht in der Nähe des Steuerrades gestanden, ich wäre mit Vollspeed in die Spundwand gedonnert! Deshalb halte ich die Empfehlung der Werft die Fernsteuerung als Ersatz für ein Innensteuerrad (Immerhin hast Du im Gegensatz zu mir die Möglichkeit dazu) anzubieten für grenzwertig! Auf offenem Wasser ist das völlig ok. Aber man will ja gerade bei schlechtem Wetter, wenn man schon mal im Kanal unterwegs ist auch von innen steuern. Das ist m.E. mit der Fernsteuerung schlicht – aufgrund der Art der Arbeitsweise des AP – nicht möglich! Es sei denn der AP steuert im Fall deiner Fernsteuerung nicht nach Gyro Kompass….das wage ich aber zu bezweifeln.