Die auf meteorologische Verbesserung hoffende Welt darf sich bei mir bedanken. Mein Protest von vorgestern hat eindeutig was bewirkt. Gleich am nächsten Tag wird es sommerlich schön. Schön warm vor allem. Deshalb startet dieser Eintrag auch mit einem typischen Ijsselmeer-Sommerfoto, und ich versichere, es stammt von gestern, genauer: von Sonntagmorgen, aufgenommen auf der Rücktour von Enkhuizen nach Stavoren.
Es ist ein ereignisreiches Wochenende. Freitagnachmittag bin ich am Boot, nachdem ich mir in Warns eine andere Marina angesehen habe. Ja, wir tragen uns mit Wechselgedanken. „Unser“ Hafen in Stavoren ist schön, modern, hat ein sehr nettes Hafenmeisterteam und ist vor allem sehr sehr groß. Offensichtlich zu groß, um so etwas wie eine Hafengemeinschaft aufkommen zu lassen. Vielleicht bin ich zu ungeduldig und es entwickelt sich da noch was. Aber ich hatte mir zu Beginn unseres Bootsbesitzer-Daseins schon gewünscht, ein bisschen mehr Kontakt, mal nen Schnack von Boot zu Boot zu haben oder gar mal ein gemeinsames Bierchen zu süppeln. All das findet nicht oder höchst selten statt. Mal sehen, wie wir uns entscheiden.
Freitagabend packt mich die Wut – die Arbeitswut! Ergebniss dieses Anfalls: Rüm Harts Deck glänzt wieder wie bei der Jungfernfahrt. Das wurde ehrlich gesagt auch dringend Zeit. Meine Hoffnung, dass so’n Schiffchen immer schön neu bleibt und sich selber reinigt, erwies sich als nicht sehr realistisch. Allein die gemeine Ijsselmeermücke, die sich im Frühjahr in der Gesamtheit ihrer aktuellen Population auf Rüm Hart zum Sterben niedergelassen hatte, hinterließ Restspuren ihrer ehemaligen körperlichen Existenz. Zwar biologisch abbaubar, aber nur mit hartem physischem Aufwand.
Fast bin ich fertig, als es an der Reling klopft und Waltraud und Dieter auf dem Steg stehen. Kennt ihr nicht? Ich auch nicht. Das heißt, ich wusste nicht, dass ich sie kenne. Aus einem Seglerforum nämlich. Es wird ein sehr unterhaltsamer Abend, zunächst bei mir an Bord, später auf ihrem Schiff. Sehr interessant, informativ und spaßig. Nette Menschen!
Das Wetter am Samstagmorgen ist schuld, dass ich meine Putzorgie nicht fortsetze. Statt dessen entscheide ich mich für die Pflege meines Seelenlebens und lege ab. Medemblik, gegenüber auf der anderen Seite des Ijsselmeeres, ist das Ziel. Und dort werde ich mit Blaskapelle und Halligalli empfangen. Naja … Meinen Lieblingsplatz an der Pier mit Blick auf die Hafeneinfahrt kann ich auch nicht bekommen. Also drehe ich um, setze wieder die Segel und mach mich vom Acker. Es ist früh am Nachmittag, noch Zeit für Enkhuizen. Um fünf bin ich zum zweiten Mal in diesem Jahr im Buyshaven direkt am Bahnhof Enkhuizen. Und entdecke erst nach einem Pannekoeken met Spek en Kaas und 2 Bieren, die Segnungen der niederländischen Eisenbahn. Nicht dass ich verreisen möchte, aber die Züge haben offensichtlich W-Lan an Bord, und das funkt bis in den Hafen rein. Kostenlos und schnell! Der kleine Nachteil ist natürlich, dass sich die Verbindung in Luft auflöst, sobald der Signal-spendende Zug den Bahnhof verlässt. Dann muss man warten, bis ein neuer einläuft und hat wieder Kontakt zum world wide web. Gott sei Dank ist Enkhuizen recht gut frequentiert, vor allem zu dieser Abendstunde.